Ich mochte ihnen sagen…
Jeder von uns möchte glücklich werden, und das so schnell wie möglich. Für viele bedeutet Glück j edoch die bloße Abwesenheit negativer Emotionen. Die Mehrheit von uns ist davon überzeugt, dass der Mensch umso glücklicher ist, je mehr positive Emotionen er verspürt. Man denkt nicht darüber nach, dass das Glück nicht nur in der Erfüllung der Wünsche, sondern auch in der Lossagung von ihnen liegt. Das Glück ist die Liebe, die sich gleichzeitig in zwei Gegensätzen befindet.
Stellen wir uns folgendes vor: Ein Mensch setzt sich an einen Tisch, der mit leckeren Speisen vollgestellt ist, und beginnt zu essen. In diesem Augenblick verspürt er eine angenehme Emotion. Wenn er aber das Essen in großen Mengen ohne Unterlass verschlingt, wird diese positive Emotion sich langsam in eine negative verwandeln. Falls er nicht rechtzeitig aufhört, bekommt er eine Darmverschlingung und stirbt. Wir alle kennen eine einfache Regel: Man soll vom Tisch aufstehen, wenn man noch ein leichtes Hungergefühl hat. Das heißt, dass man auf das Vergnügen verzichtet, bevor es seinen Höhepunkt erreicht. Für viele kommt aber der Verzicht aufVergnügen einer Unannehmlichkeit gleich.
Alle Religionen rufen zu Enthaltsamkeit und Abkehr auf und versuchen damit, das menschliche Streben nach ununterbrochenen positiven Emotionen auszugleichen. Da die Religionen heutzutage schwächer werden, entsteht weltweit eine Konsumgesellschaft. Die ständige Suche nach Vergnügen ist für viele heute die Hauptmotivation. Die von der Gesellschaft vergessene Jugend entwickelt sich, auf sich allein gestellt, versucht dabei glücklich zu sein, Familien zu gründen. Aber das Fehlen der moralischen Orientierungspunkte und der richtigen Wahrnehmung der Welt machen die Entstehung und die Auffechterhaltung einer Familie unmöglich.
Es ist mir klar, dass die Menschen einpaar fachmännische Ratschläge bekommen wollen, um sich selbst glücklich und gesund machen zu können. Mit einigen Beispielen möchte ich Ihnen zeigen, dass kein noch so guter und sachkundiger Ratschlag helfen kann, wenn der Mensch keine richtige Weltanschauung hat. Ein falsches Weltbild führt zu Verletzung der höchsten Gesetze und verdirbt die Seele eines Menschen. Die höchsten universellen Gesetze sind in den Geboten enthalten und in den heiligen Büchern verschlüsselt. Ohne sie wären die Entstehung und der Fortbestand der heutigen Zivilisation unmöglich.
Das Hauptprinzip des Universums besteht in der absoluten Einheit und der Liebe als dem Symbol für diese Einheit. Eine übertriebene Bindung an die Güter der äußeren Welt lässt eine innerliche Aggressivität entstehen und führt zur Verleugnung der Liebe. Darüber schrieb ich in meinen vorherigen Büchern.
Ausgehend von meiner Forschungsarbeit versuchten viele, ihren Charakter zu ändern. Sie fingen an, sich zu ändern, und schafften sogar, schwere Krankheiten zu überwinden. Dann erkannten sie, dass man gesund sein kann, wenn man allen verzeiht, und sie reduzierten ihre Weltanschauung nur auf diese Vorstellung. Die Vergebung aber ist nur der erste Schritt aufdem Weg zur Liebe.
Ich erinnere mich an ein Gespräch mit einer jungen Frau. Gewöhnlich kommen Menschen mit schlimmen Problemen in meine Beratung, diese Frau jedoch wollte nur etwas über ihren Gesamtzustand erfahren.
“Ich habe ernsthaft an mir gearbeitet und versuchte, mich zu ändern”, erzählte sie. “Meine Ängste und Niedergeschlagenheit sind verschwunden. Ich lernte, mich dem Willen Gottes anzuvertrauen. In meiner Seele entstand ein Gefühl der Leichtigkeit, als ob ich über allen Problemen schweben würde. Es scheint mir, dass ich sogar in der Lage war, meine Nachkommen über meinen Zustand zu läutern.”
Ich nickte:
“Ergebnisse sind zwar vorhanden, aber im Augenblick muss ich Sie enttäuschen. Sie haben ein schwerwiegendes Problem, welches den Nachfahren bis zur dritten-vierten Generation schadet.”
“Vielleicht die Anbetung der Ideale?”, fragte die Patientin schnell.
Ich schaute sie lange an und schwieg. Nach einer langen Pause antwortete ich.
“Nein, Alkohol. Haben Sie gestern oder vorgestern getrunken?”
Sie zögerte:
“Ja, ich war gestern eingeladen, aber ich habe nur trockenen Wein getrunken.”
“Und wie viel?”
“Na, so circa eineinhalb Flaschen.”
“Nun muss ich Ihnen mitteilen, dass die Vorliebe für Alkohol nicht nur den Körper, sondern auch die Seele negativ beeinflusst. Dabei werden die Strukturen der Seele zerstört, die für die zwischenmenschlichen Beziehungen verantwortlich sind. Um diese Beziehungen zu erhalten, muss man ständig feinstoffliche Energie aufwenden. Diese Energie wird nicht nur für die Bildung der Beziehungen verbraucht — sie wird ebenfalls für die Entstehung der zukünftigen Kinder benötigt. Für eine junge Frau ist das Trinken besonders gefährlich. Alkoholmissbrauch kann dazu fuhren, dass ihre zukünftigen Kinder Probleme mit dem Urogenitalsystem, Schwierigkeiten in der Ehe und ein unglückliches Schicksal haben werden. Die heutige allgegenwärtige Werbung für Alkohol und insbesondere für Bier, sowie ihre gesellschaftliche Akzeptanz kommen im Grunde der Sterilisation eines Landes gleich. Die Jugend gewöhnt sich daran, nur unter Alkoholeinfluss miteinander zu kommunizieren. Die negativen Auswirkungen dieses Verhaltens kommen oft erst viele Jahre später zum Vorschein. Die zukünftigen Kinder werden aber nicht nur durch das Übermaß an Alkohol vernichtet. Vor kurzem diagnostizierte ich einen jungen Mann. Er hatte ein außerordentlich starkes Selbstvemichtungsprogramm. Es hätte den Seelen seiner Nachkommen bis zur siebten Generation schaden können und war mit der Anbetung der höchsten Gefühle verbunden. Die Anbetung der Ideale in ihrer schlimmsten Form lag auf der Hand. Das Gefühl der Liebe kann durch übermäßige Anhänglichkeit oder Aggressivität zerstört werden, was entweder als Verhaltensmuster von den Eltern übernommen wurde oder das Resultat einer fehlerhaften Weltanschauung oder falschen Lebensweise ist. Sicherheitshalber versuchte ich, die Ursache festzustellen. Dabei stellte sich heraus, dass die Ursache in erster Linie mit der Lebensweise dieses Mannes verbunden war, genauer gesagt mitseinerVörliebefürSex.
Zuerst konnte ich nicht verstehen, warum die Sexbegeisterung die Nachkommen bis zur siebten Generation vernichten kann, aber nach und nach wurde das Bild klar. Sex ist nicht nur Genuss und Vergnügen seine Hauptfunktion ist vielmehr die Sicherstellung der Zukunft, das heißt die Zeugung der Nachkommen. Somit enthält er gleichzeitig sowohl materiellen als auch geistigen Genuss. Wenn ein Mensch nicht zu lieben gelernt hat, wird er das Scheitern seiner höchsten Gefühle, die er vorher anbetete, nicht ertragen können. Er verliert die Zukunft und somit auch die Möglichkeit, Nachkommen zu zeugen. Wenn die Nachkommen trotzdem zur Welt kommen, dann mit verkürzter Zukunft. Das bedeutet, dass jeder, der sich für Erotik oder Pornographie begeistert oder von einer stürmischen Affäre zur nächsten hetzt, sehr geringe Chancen auf eine gesunde Nachkommenschafthat.”
“Sagen Sie mal wie steht es mit den heutigen Nudisten, die näher an der Natur sein möchten und ihr nacheifem. Machen sie etwas falsch?”, fragt mich die Frau.
“Natürlich”, sage ich. “Wenn die Begattungsperiode bei ihnen wie zum Beispiel bei den Hirschen nur ein Mal im Jahr stattfmden würde, wäre diese Nachahmung der Natur natürlich. Bei den Menschen findet dieser Vorgang aber kontinuierlich statt. Vor kurzem fanden ausländische Wissenschaftler heraus, dass das ständige Tragen betont erotischer Kleidung eine hormonelle Überreizung der Frau hervorrufenkann, was später zur ihrer Unfruchtbarkeit führt.
Dasselbe geschieht auch mit Nudisten. Aber auch das ganze Land wird momentan auf dieselbe Weise beeinflusst: Das, was uns im Fernsehen zur Quotensteigerung und Gewinnmaximierung präsentiert wird, sieht nur rein äußerlich wie eine Art Unterhaltung aus.
Auf der unterbewussten Ebene ist das eine Katastrophe.
Keine Gesellschaft, deren Kultur zerstört wurde, hat je überlebt. Das zeigt uns die Geschichte. Die Herausbildung der Kultur ist ein langwieriger Prozess, vernichtet werden kann sie dagegen sehr schnell. Begriffe wie Beziehungs- und Familienkultur sind in Russland heutzutage so gut wie nicht vorhanden. Der Versuch, eine Familie zu gründen, wenn die richtige Weltanschauung fehlt und die tiefsten Ebenen der Seele nicht in Ordnung sind, kann tragisch enden.
Ich möchte Ihnen noch eine Geschichte erzählen, die kein Einzelfall ist. Eine junge Frau hatte Probleme mit dem anderen Geschlecht — die Beziehungen bauten sich nur sehr schwer auf. Schließlich ergab sich eine Romanze mit einem jungen Mann, dem sie sehr gefallen hat. Nach ein paar Monaten fand sie ihn nicht mehr interessant und wollte sich von ihm trennen. Er ließ es aber nicht zu erbettelte, flehte sie an, bei ihm zu bleiben, und drohte sogar mit Selbstmord. Sie hatte Mitleid mit ihm und ließ die Beziehung weiter laufen. Ab dann schrie er bei jeder Trennungsgefahr, dass er sich umbringen wird. Die Eltern dieser Frau wandten sich an mich mit der Frage, was man tun soll. Das erste, was man verstehen muss: Das Verhalten des Täters ist durch den Zustand des Opfers bedingt. Wenn dieser junge Mann seine Bindung äußerlich auf solch eine aggressive Art zeigt, bedeutet das, dass die junge Frau in ihrem Inneren eine sehr starke Anbetung, Anhänglichkeit und Eifersucht empfindet und dementsprechend auch große Aggression gegenüber Männern hat. Die Anbetung des Menschlichen führt früher oder später zu seiner Zerstörung.
“Die Situation Ihrer Tochter zeigt, dass ihre unterbewusste Bindung an Männer, Sex und Familie ein kritisches Ausmaß erreichte”, sagte ich den Eltern. “Wenn sich nichts ändert, wird sie nur minimale Chancen haben, eine Familie zu gründen und gesunde Kinder zu bekommen. Also müssen sowohl Sie als auch Ihre Tochter sehr gründlich über die Änderung Ihres Charakters und Ihrer Weltanschauung nachdenken.
Zweitens einem Erpresser darf man nicht nachgeben. Wenn man seine Bedingungen annimmt, verstärkt das nur die
Anhänglichkeit in seiner Seele und in der Seele Ihrer Tochter. Das bedeutet, dass er äußerlich noch aggressiver wird und sie — innerlich. So etwas sollte man auf keinen Fall zulassen. Entweder muss sie in eine andere Stadt ziehen, oder man muss versuchen, sich mit dem jungen Mann zu verständigen. Natürlich ist das nur eine rein äußerliche Lösung. Wenn die junge Frau sich innerlich nicht grundlegend ändert, wird sie bald Problemeinanderer Formbekommen.”
Ein halbes Jahr später erzählten mir ihre Eltern, was weiter passiert war. Eines Tages kam die Tochter nach Hause und sah neben dem Hauseingang ein Taxi und eben j enen Mann, der auf sie wartete.
“Ich muss mit dir reden”, sagte er und stieß sie ins Auto hinein. “Fahren Sie uns aus der Stadt raus”, sagte er zum Taxifahrer, dann drehte er sich zu der Frau und fügte hinzu: “Ich werde dich umbringen.”
Sie sah ihm in die Augen und verstand, dass das kein Scherz war. Sie fing zu beten an und spürte, dass ihre Gehemmtheit, die schon an einer Lähmung grenzte, sich auflöste. Dann schlug sie um sich und hämmerte gegen das Autofenster. Der verärgerte Taxifahrer hielt sofort das Auto an und schmiss die beiden raus. Der junge Mann drohte: “Du wirst mir sowieso nicht entkommen”, und lief weg. Die Frau musste daraufhin die Stadt verlassen. Sie konnte zwar auch weiterhin keine funktionierende Beziehung aufbauen, ihr Leben wurde aber nicht mehr bedroht. Diese Geschichte handelt ebenfalls von einem Versuch, eine Familie zu gründen, wenn auch einem sehr eigenartigem.
Egal, wie sehr sich ein Mensch wünscht, glücklich zu werden, egal, wie rechtschaffen er sich aus menschlicher Sicht benimmt, können die Probleme, die er in seinem Unterbewusstsein angesammelt hat, in Verbindung mit seiner Fehlerhaften Weltanschauung ihm jede Möglichkeit zu menschlichem Glück nehmen.
Hier ist eine andere Geschichte. Auf einer meiner Reisen nach Israel, lernte ich eine Landsmännin kennen. Sie hatte Russland schon vor langer Zeit verlassen, als sie einen Schweden heiratete.
Es schien, als ob sie alles bekommen hätte, wovon sie nur träumte: ein bequemes Leben, die Möglichkeit zu reisen. Ihr Mann war ein gutmütiger Mensch, aber auch sehr anhänglich und eifersüchtig. Es lief gut zwischen den beiden, nur Kinder hatten sie keine. Eines Tages rief sie mich an und erzählte, dass sie eine Depression habe, die sie nicht überwinden könne, die Medikamente würden nicht helfen, und die ärztliche Beratung bliebe ebenfalls erfolglos.
“Du muss dringend deinen Lebensstil ändern”, sagte ich ihr. “Eine Depression entsteht, wenn die Energie der Seele sinkt. Wir merken nicht, wie die Liebe schwindet, weil wir über kein Organ verfügen, mit dem wir es spüren könnten. Das Sinken der Energie erkennt man dagegen sofort und nimmt es als Niedergeschlagenheit beziehungsweise Depression wahr. Vielleicht solltest du in ein anderes Land ziehen und zu arbeiten anfangen. Zwangsläufig werden irgendwelche Probleme entstehen, um deren Lösung du dich dann bemühen musst, das wird deine Seele dann wieder beleben. Letzten Endes kannst du dir auch ein Haustier anschaffen. Wenn man keine Kinder hat, erwärmt die Fürsorge für ein Haustier die Seele und festigt sogar die Familie.”
“Er ist dagegen”, sagte die Frau traurig. “Er sagt, dass ich ihn dann vernachlässigen würde. Er will, dass meine ganze Liebe nur ihm gehört.”
Einige Monate vergingen. Ihr Ehemann erkannte den entsetzlichen Zustand seiner Frau und beschloss, sie für einen Monat zu ihren Verwandten zu schicken, damit sie zu sich kommen könnte. Mit ein paar Papieren unter dem Arm setzte er sich ins Auto und führ zur Bank. Als er zurückkam, sah er, dass seine Frau Selbstmord begangen hatte.
Hier ist noch eine Geschichte: Vor kurzem gab ich ein Seminar in Moskau. Im Wesentlichen war es dem Erhalt und der Entwicklung der Familie gewidmet. Eine Familie entsteht, damit Kinder zur Welt kommen können. Wenn ein Mann und eine Frau miteinander kommunizieren, einander lieben, bilden sich auf der feinstofflichen Ebene Emotionen, Schicksal und Charakter ihrer zukünftigen Kinder. Die Seele des Kindes, das geboren werden soll, bekommt bildlich Gesprochen neue “Kleidung”. Selbst wenn die Familie kinderlos bleibt, findet das Formen der Nachkommen dennoch statt. Sie können dann während der nächsten Inkarnation zur Welt kommen. Mit unserem Verhalten und unseren Gefühlen beeinflussen wir sie entweder positiv oder negativ. Die Familie erschafft also die Zukunft, und die Zukunft entwickelt sich aus der Göttlichen Energie. Wenn wir bewusst oder unbewusst die höchsten Gesetze verletzen, verlieren wir die Zukunft und unsere Familieundunsere Nachkommen degenerieren.
Alle Weltreligionen unterstützten die Menschen schon immer dabei, Familien zu gründen, sie zu festigen und weiterzuentwickeln. Die Familie ist die Grundeinheit eines jeden Staates. Zerstört man die Institution Familie, wird auch der Staat lebensunfähig. Wenn einzelne Zellen nach und nach absterben, stirbt früher oder später der ganze Organismus. Wir können uns nicht vorstellen, welche bedeutende Rolle moralische Gebote in unserem Unterbewusstsein spielen. Sie sind wie die Luft, die wir atmen. Wir haben uns an sie gewöhnt und bemerken sie nicht mehr. Wenn man die Luft durch Kohlenmonoxid ersetzen würde, würden wir es ebenfalls atmen, jedoch nach kurzer Zeit sterben, ohne es zu merken. Genau die gleiche Auswirkung hat die Abwesenheit von Moral und Liebe auf Familie und Staat. Um die Familie zu retten und zu erhalten müssen die Menschen ihre Seelen in Ordnung bringen. Dafür ist es notwendig zu verstehen, was die Religionen der Welt und alle heiligen Bücher uns sagen. Wenn die Seele nicht harmonisch ist, bringen praktische Ratschläge kein positives Ergebnis.
Nach diesem Seminar kam meine Assistentin zu mir und erzählte, dass eine Patientin, die schon häufiger in meiner Sprechstunde gewesen war und auch einige Seminare besucht hatte, diesmal nicht kommen konnte, weil sie nicht mehr gehen könne. Das erschien mir sehr merkwürdig. Ich erinnerte mich an diese Frau. Nach den Vorträgen war ihr öfter schlecht, was zeigte, dass die Überwindung ihrer innerlichen Probleme nur schwer geschah. Woher kam aber diese bedeutende Verschlimmerung nach vielen Vorträgen und Seminaren? Warum ließ man nicht zu, dass sie genau dieses Seminar besuchte? Ich stellte unterschiedlichste Vermutungen auf. Da wir April hatten, hätte es mit der Läuterung der Nachkommen Zusammenhängen können, die im Frühling stattfindet. Auch eine falsche Auffassung meiner Informationen oder eine falsche Lebensweise und Ernährung hätten die Ursache sein können. Oder man stellte sie vor eine Prüfung, bei der sie beweisen sollte, wie gut sie den Verlust einer Bindung annehmen und durch den Schmerz gehen kann, und sie hatte diese nicht bestanden.
Ich versuchte, eine Femdiagnose zu erstellen, und sah eine jäh aufgeflammte Anbetung eines anderen Menschen, in anderen Worten — Eifersucht. Dieses gewaltig aufgeloderte Bindungsgefühl verwandelte sich allmählich in Aggression, die sich aber nicht gegen Männer, sondern gegen die Frau selbst richtete. Das hieß, dass sie dabei war, sich selbst umzubringen, und ahnte es nicht einmal. Ihr Aggressionspegel war sieben Mal höher als der zulässige Wert. Sie hätte bei einem Unfall ums Leben kommen oder Krebs beziehungsweise eine andere tödliche Krankheit bekommen können. In diesem Augenblick traf ihr unterbewusster Selbstmord die Gelenke undrettete ihr somit das Leben.
Ich erinnerte mich, dass sie vor ein paar Monaten mit einem jungen Mann zum Vortrag gekommen war. Es sieht so aus, dass sie auf das plötzlich erschienene menschliche Glück nicht vorbereitet war. Wenn man etwas bekommen möchte, muss man zuerst innerlich darauf verzichten und auf den Verlust vorbereitet sein. Harmonie herrscht dort, wo zwei Gegensätze gleichzeitig existieren, anderenfalls wird man zum Sklaven der eigenen Wünsche. Ich holte mir Auskunft über die jetzige Beziehung dieser Frau ein. Unsere gemeinsame Bekannte machte darüber eine ziemlich harte Äußerung: “Sie lebt mit einem Zuhälter zusammen, der ihr verbietet zu beten und mit anderen Menschen zu kommunizieren. Außer ihr hat er noch andere Frauen, lässt sich abervonihraushalten.”
Sofort wurde mir alles klar. Wenn ein Mensch versucht, die Einheit mit Gott zu empfinden, wächst seine innere geistige Energie.
Je höher diese innere Energie ist, desto schneller wachsen auch die Bindungsgefuhle. Ich dachte darüber nach, dass sie rein äußerlich und nur der Form nach nichts falsch gemacht hatte. Sie verliebte sich in diesen Mann und empfand ihm gegenüber keine Aggression ein Verhalten, dass ein Unterpfand guter Gesundheit sein sollte. Da sie sich aber innerlich dem geliebten Mann unterworfen hatte, tötete sie sich selbst und ihre Seele. Die Liebe setzt Freude und Schmerz, Veränderung und Erziehung voraus. Diese Frau meinte jedoch, dass es für sie nur zwei Möglichkeiten gäbe: auf den Mann zu verzichten und damit die Liebe zu töten oder jede Erniedrigung anzunehmen. Sie folgte also der menschlichen Liebe und vernichtete dabei die Göttliche. Sie verstand nicht, dass beide Varianten tödlich waren.
Wenn infolge einer Beziehung ein Mensch eigennütziger und aggressiver wird, ist es besser für ihn, eine solche Beziehung zu verlieren. Der richtigste, aber auch der schwerste Weg ist, die Liebe zu erhalten und gleichzeitig sich selbst und den Partner zu erziehen. Liebe ist ständige Veränderung und Selbsterziehung. Wenn wir für Vergnügen, Komfort und Stabilität die Liebe in der Seele des anderen Menschen oder in der eigenen Seele töten, verlieren wir sie alle drei, oft zusammen mit der Gesundheit, manchmal auch mit dem Leben selbst.
Deij enige, dessen Göttliches mit dem Menschlichen in der Seele zusammenwächst, sieht nur zwei Auswege aus einer Situation: die anderen anzubeten, auf den Knien vor ihnen zu kriechen und sich selbst zu zerstören, oder die anderen zu verachten, eigene Überlegenheit ihnen gegenüber zu spüren und sich selbst über sie zu stellen. Dabei wählt jeder selbst, wen ertöten wird sich selbst oder die anderen.
Wenn das Göttliche und das Menschliche in der Seele zusammenwachsen, sind wir dem Zerfall und dem Untergang geweiht. Paradoxerweise ist der Schöpfer in jedem Lebewesen und in allem, was existiert, zugleich präsent das ist der Kern Seines Wesens. Genau dieser Inhalt erlaubt der Form, sich ständig zu ändern. Wenn die Form ihren Inhalt vergisst und sich selbst anbetet, stirbt sie.
Falls sie versucht, sich vollkommen mit dem Inhalt zu identifizieren, hört sie auf, sich weiterzuentwickeln und stirbt ebenfalls.
Die Göttliche Liebe in unserer Seele wird von der menschlichen bedeckt, von ihr umhüllt, und ist immer in ihr unsichtbar anwesend. Wenn aber ein Mensch aufhört, die höchsten Gesetze des Seins zu befolgen, kann er zwischen der Göttlichen und der menschlichen Logik nicht mehr unterscheiden. Er denkt, dass er nach der Göttlichen Logik lebt und sich mit dem Schöpfer vereint, dabei betet er in Wirklichkeit das Götzenbildseiner Begierden und Süchte an.
Eine der Hauptfragen jeder Religion ist: Wie schafft man, das Göttliche in seiner Seele zu spüren und es nicht abzuwerten. Sobald die Seele die Einheit mit dem Schöpfer verliert, büßt sie die Energie der Zukunft und das Material, aus welchem Familie, zwischenmenschliche Beziehungen und zukünftige Kinder entstehen, ein und fangt an, sich zu zerstören und zu verschwinden. Damit harmonische Kinder zur Welt kommen können, müssen ihre Eltern gesund und vollwertig sein. Dabei müssen sie in erster Linie eine gesunde Seele haben. Wie man seine Seele erzieht, wird in den heiligen Büchern beschrieben. Die Weltreligionen führen den Menschen an die höchsten Gesetze des Seins heran und ermöglichen den Erhalt der Energie für den Aufbau harmonischer Beziehungen, Familien und zum Überleben in der Zukunft.
Mir ist bewusst, dass alle Suchenden konkrete Ratschläge und schnelle Ergebnisse bekommen möchten. Deswegen fangen wir mit dem wichtigsten Rat an: Lernen sie, ihre Seele in Ordnung zu bringen. Dabei ist es besser, wenn man nicht mit einem schnellen Ergebnis rechnet. Die Erwartung eines Schnellen Ergebnisses kommt der Anbetung der Zukunftgleich. Wenn sie keine Probleme mit ihrer Gesundheit, ihrem Schicksal und ihren Beziehungen haben, heißt das noch lange nicht, dass sie aufhören können, sich um die Seele und ihre Entwicklung zu kümmern.
Medizin für die seele
Der Herr sprach zu Mose: Rede zur ganzen Gemeinde der Israeliten und sag zu ihnen: Seid heilig, denn Ich, der Herr, euer Gott, bin heilig.
Jeder von euch soll Mutter und Vater fürchten und auf meine Sabbate achten; ich bin der Herr, euer Gott. Ihr sollt euch nicht anderen Göttern zuwenden und euch nicht Götterbilder aus Metall gießen; ich bin der Herr, euer Gott.
Wenn ihr für den Herrn ein Heilsopfer schlachtet, opfert es so, dass ihr Annahme findet. An dem Tag, an dem ihr es schlachtet, oder am folgenden Tag soll es gegessen werden; was davon am dritten Tag noch übrig ist, soll im Feuer verbrannt werden. Isst man davon am dritten Tag, ist das Opfer untauglich und findet keine Annahme mehr. Wer davon isst, muss die Folgen seiner Schuld tragen; denn er hat die Heiligkeit des Herrn entweiht. Ein solcher Mensch soll aus seinen Stammesgenossen ausgemerzt werden.
Wenn ihr die Ernte eures Landes einbringt, sollt ihr das Feld nicht bis zum äußersten Rand abemten. Du sollst keine Nachlese von deiner Ernte halten. In deinem Weinberg sollst du keine Nachlese halten und die abgefallenen Beeren nicht einsammeln. Du sollst sie dem Armen und dem Fremden überlassen. Ich bin der Herr, euer Gott.
Ihr sollt nicht stehlen, nicht täuschen und einander nicht betrügen. Ihr sollt nicht falsch bei meinem Namen schwören; du würdest sonst den Namen deines Gottes entweihen. Ich bin der Herr.
Du sollst deinen nächsten nicht ausbeuten und ihn nicht um das Seine bringen. Der Lohn des Tagelöhners soll nicht über Nacht bis zum Morgen bei dir bleiben.
Du sollst einen Tauben nicht verfluchen und einem Blinden kein Hindernis in den Weg stellen; vielmehr solltest du deinen Gottfurchten. Ich bin der Herr.
Du sollst deinen nächsten nicht ausbeuten und ihn nicht um das Seine bringen. Der Lohn des Tagelöhners soll nicht über Nacht bis zum Morgen bei dir bleiben.
Du sollst einen Tauben nicht verfluchen und einem Blinden kein Hindernis in den Wegstellen; vielmehr solltest du deinen Gottfürchten. Ich bin der Herr.
Ihr sollt in der Rechtsprechung kein Unrecht tun. Du sollst wederfür einen Geringen noch für einen Großen Partei nehmen; gerecht sollst du deinen Stammesgenossen richten. Du sollst deinen Stammesgenossen nicht verleumden und dich nicht hinstellen und das Leben deines Nächsten fordern. Ich bin der Herr.
Du sollst in deinem Herzen keinen Hass gegen deinen Bruder tragen. Weise deinen Stammesgenossen zurecht, so wirst du seinetwegen keine Schuld auf dich laden. An den Kindern deines Volkes sollst du dich nicht rächen und ihnen nichts nachtragen. Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Ich bin der Herr. (Levitikus 19,1 -18)
In einem Buch fand ich interessante Informationen darüber, wie sich ein Mensch verhält, wenn er sich seines baldigen Todes bewusst wird.
Die erste Phase ist die absolute Ablehnung der Krankheit und des sich heranschleichenden Todes. Der Kranke klammert sich beharrlich an seine Pläne, Ziele und Aufgaben. Er will und kann sich nicht vorstellen, dass er sich bald von seinem Leben trennen, es verlieren wird.
Die zweite Phase ist der Hass auf die Umwelt und die nahe stehenden Menschen, der Wunsch, einen Schuldigen zu finden, um auf ihn alle negativen Emotionen abladen zu können. Bei vielen Kranken, besonders bei Krebspatienten, dauert diese Phase oft am längsten.
In der dritten Phase sucht der Kranke panisch nach einem Ausweg, fleht seine Ärzte an, hofft auf Hilfe oder zumindest auf einen Aufschub seines Todes.
In der vierten Phase erkennt der Kranke die Vergeblichkeit all seiner Bemühungen. Sein hektisches Treiben geht in Passivität über. Der Kranke nimmt seinen nahen Tod ruhig und demütig an.
In der fünften Phase fangt der Kranke an, über die Ewigkeit nachzudenken. Der Glaube an Gott keimt auf, die Haltung gegenüber der Welt, den nahestehenden Personen und sich selbst wird überdacht. Die Seele wird nach und nach mit Liebe gefüllt. Man möchte alles, was einen zu lieben hindert, wegwerfen. Der Mensch fangt plötzlich an, seine Familienangehörigen um Verzeihung zu bitten, denkt mit Wärme und Mitgefühl an die Personen, die vorher bei ihm nur Hass und Missbilligung hervorriefen. Das, was ihm früher als Unglück erschien, nimmt er jetzt als Schule des Lebens, als eine kostbare Erfahrung auf dem Weg zur Welterkenntnis und der Fähigkeit zu lieben, wahr. Der Sterbende versteht, dass der Tod unabwendbar ist und hört auf, die Zukunft zu furchten und die Vergangenheit zu bedauern. Bei vielen Kranken kommt es zur plötzlichen Erleuchtung.
Die Liebe ist das, was auch nach dem Tod existieren wird. Eine mit Liebe gefüllte Seele wird es im Leben nach dem Tod viel leichterhaben.
Ich erinnere mich an die tödliche Diagnose, die mir gestellt wurde, und an die anschließende Erfahrung des Sterbens. Als ich mein damaliges Verhalten analysierte, verstand ich, warum die Menschen, die ihren unvermeidlichen Untergang spüren, die ein Selbstvemichtungsprogramm in sich tragen, oft bereit sind, jedes Verbrechen zu begehen und die gesamte Menschheit auszurotten. Das ist eine Art Rache für das herannahende Ende.
Als ich begriff, dass ich keine Überlebenschance hatte, erlitt ich einen regelrechten Anfall von Wut auf meine gesamte Umgebung. Warum werden die anderen leben, während ich sterben muss? Es stellte sich heraus, dass Neid auch eine solche Form annehmen kann. Ich hatte Glück und durchlief die ersten vier Phasen in nur ein paar Tagen. Dann fing die fünfte Phase an. In der Bibel fand ich das Wort “Liebe” und verstand, wofür es sich zu leben lohnt und was auch nach dem Tode bestehen bleibt. Danach änderte sichmein Schicksal.
Mein ganzes Leben lang versuchte ich, die Gesetze der Schöpfung zu verstehen. Die Tätigkeit als Heiler half mir, die Philosophie mit der Praxis zu verbinden. Die Fähigkeit, die feinstofflichen Ebenen zu sehen, die ich im Verlauf meines langjährigen Bemühens und Trainings entwickelt hatte, erlaubte mir, die Ursache mit den Folgen zu verbinden und zu verstehen, was mit dem Menschen zu einem bestimmten Zeitpunkt geschehen wird, lange bevor er seine Krankheit und die Möglichkeit des baldigen Endes erkennt. Ich sah, wie die innere Aggression sich nach und nach in eine Krankheit verwandelt. Ich sah auch, dass angesammelte Kränkungen, Verurteilungen und Schwermut zu Krankheiten und Unglücksfallen werden, darüber hinaus an die Nachkommen übergehen und oft zum Aussterben eines ganzen Geschlechts führen. Diese Erkenntnis machte mich neugierig und ich wollte wissen, was nun die Grundlage für innere, emotionale Aggressionen ist. Mit Erstaunen stellte ich fest, das die Ursache in der Anhaftung an die Güter dieser Welt liegt. Zuerst nahm ich an, dass es sich nur um materielle Güterhandelte. Nachdemich aber mehrere qualvolle Situationen durchgemacht hatte, verstand ich, dass das Glück auch geistiger und emotionaler
Natur sein kann. Ein interessantes Detail dieser Erfahrungen war, dass ich erst zur Erkenntnis gelangte, nachdem ich eine Situation selbst richtig gemeistert hatte. Das heißt, dass es kein Verständnis ohne persönliche Erfahrung gibt.
Es gibt ein Sprichwort: “Die Dummen lernen aus den eigenen F ehlem, und die Klugen aus den Fehlem anderer”. Ich denke, dass dies nicht ganz richtig ist. Der Kluge lernt nur viel schneller aus eigenen Fehlem. Wenn man eine eigene, emotionale Erfahrung in der Überwindung eines noch so kleinen Problems hat, kann man diese Emotionen für das Verstehen der Erfahrung anderer benutzen.
Dann machte ich noch eine Entdeckung. Stellen sie sich einen absolut friedlichen und ruhigen Menschen vor. Aus seiner Schwäche heraus begeht er einen Verrat. Dann erkranken und sterben seine Kinder. Es gibt keine Aggression, die Krankheit entsteht aber trotzdem. Außerdem sieht man deutlich eine erhöhte Bindung an das Leben und den Wohlstand. Warum wird dieser Mensch von Gott bestraft, obwohl erkeine Aggressionzeigt?
Ich kehrte zu meinen Forschungen zurück. Deformationen der höchsten feinstofflichen Strukturen führen zu schweren Krankheiten. Diese feinstofflichen Felder, deren Deformationen meines Wissens vor mir keiner gesehen hatte, nannte ich “karmische Felder”. Ihre Deformation führte nicht nur zu Krankheiten, sondern auch zum Zerfall der Familie und einem unglücklichem Schicksal. Das Problem verteilt sich also auf die physischen, geistigen und seelischen Bestandteile des Menschen.
Im Anschluss musste ich eine Erklärung für andere offensichtliche Tatsachen finden, die ebenfalls nach einer gedanklichen Verarbeitung verlangten. Nehmen wir an, jemand isst häufig zu viel und liebt Delikatessen. Nach einiger Zeit fühlt er sich krank und es stellt sich heraus, dass er Diabetes hat. Hier ist keine Aggression vorhanden, warum kam es dann zur Krankheit? Nur die Liebe zum Essen und zum sinnlichen Glück ist vorhanden. Eine Aggression als Ergebnis dieser Sucht ist noch nicht erschienen, aber die Krankheit ist schon vorhanden. Dann verstand ich plötzlich, dass die Krankheit kommt, wenn der Mensch die Liebe zu Gott verliert. Hass, Groll und Verurteilung sind Formen der Lossagung von der Göttlichen Liebe. Man kann sich von der Liebe lossagen, indem man einen nahestehenden Menschen verrät, oder sich von einem geliebten Menschen trennt, weil man ihm irgendwelche Kränkungen nicht verzeihen kann. Man kann einfach diese Welt hassen und dann eine schwere Krankheit bekommen. Statt der Liebe kann man Sex und Essen zur Hauptquelle des Genusses machen und zuerst selbst krank werden und dann die Degeneration eigener Kinder beobachten.
Wie sich herausstellte, ist die, durch Sittlichkeit gestärkte, Liebe die beste Medizin für die Seele, den Verstand und den Körper eines Menschen. Als ich mit meiner Forschung anfing, glaubte ich, dass erst der Körper krank wird. Danach sah ich klar und deutlich, dass der Körper und der Verstand erst dann krank werden, wenn das Gefühl bereits erkrankt ist. Genau dort, in der Tiefe unserer Emotionen, finden die Vorgänge statt, die uns und unsere Nachkommen entweder glücklich oder unglücklich machen.
Wir waschen uns jeden Tag und kümmern uns um unseren Körper. Das ist eine Selbstverständlichkeit, da der Körper sonst krank wird. Irgendwie ist es aber nicht üblich, sich um die eigene Seele zu kümmern. Früher übernahmen die Religion und in einem gewissen Maße auch der Staat diese Aufgabe. Die Religion hat in unserer heutigen Zeit an Einfluss verloren. Und die Wissenschaft, die sich noch nie mit Moral beschäftigt hat, hat immer noch nicht verstanden, dass die Anbetung des Körpers und seiner Instinkte die Seele des heutigen Menschen unvermeidlich zur steinzeitlichen Götzenanbetung zurückführt.
Im Prinzip bedeutet jede Sünde, egal wie sie in den religiösen Lehren beschrieben wird, den Verlust der Einheitmit dem Schöpfer. Die Seele ernährt sich von der Göttlichen Liebe, der höchsten Energie, die ständig der Urquelle entspringt und die Entwicklung des Universums ermöglicht. Das, wonach die Seele strebt, bekommt sie zusammen mit dem Bewusstsein und dem Körper. Die Weltanschauung bestimmt die Richtung, in welche die Seele und ihre Energie sich entwickeln. Eine fehlerhafte Weltanschauung erzeugt ein falsches Verhalten. Die Sünde wird durch die Emotionen, das Bewusstsein und den Lebenswandel gefestigt. Im Unterbewusstsein findet ein allmählicher Verlust der höchsten Energie der Liebe statt. Darauf folgt das Sterben einer Zivilisation, eines Volkes, eines bestimmten Geschlechts, eines Menschen und seiner Nachkommen. Mit ein bisschen Glück bekommt man lediglich verschiedene Unglücksfalle und Krankheiten, die einen vor dem Tod retten können. Hierfür ist jedoch eine qualvolle Selbständerung notwendig. Für viele Menschen ist es dann leichter zu sterben.
Ich erinnere mich an einen Fall, der ein gutes Beispiel dafür wäre. Meine Bekannten baten mich inständig, ihrem Freund, der eine schwere Form einer Krebskrankheit hatte, zu helfen. Man hatte ihn gewarnt, dass das Gespräch hart sein könnte, und da er ein hochrangiger Beamter ist, wird es für ihn schwer sein, seinen Stolz und das Gefühl der eigenen Überlegenheit zu überwinden. Die erste telefonische Konsultation fand statt. Als ich seine feinstofflichen Feldstrukturen und seine mit der Seele verbundenen unterbewussten Emotionen sah, verstand ich, dass die Situationkatastrophal ist.
“Es sieht schlecht aus bei Ihnen”, sagte ich. “Es gibt aber dennoch eine Überlebenschance. Christus sagte, dass das Reich Gottes diej enigen erreichen, die wie Kinder sind. Wissen Sie, was das Reich Gottes ist? Das ist der Raum, wo Gott, das heißt die Liebe, der höchste Wert und das Anbetungsobj ekt ist. Es ist die Liebe, und nicht das Geld, die Macht, der Verstand oder die Überlegenheit, nicht das sexuelle Vergnügen, das Essen und andere sinnliche Genüsse. Damit wir die Göttliche Liebe als den höchsten Wert empfinden können, müssen wir es den Kindern gleichtun. Ein Kind lebt nach dem Gefühl, und nicht nach dem Verstand. Ein Kind ist schutzlos. Um es herum sind immer Erwachsene, die klug und vollkommen zu sein scheinen, was das Kind in jeder Sekunde Schwäche und Unvollkommenheit spüren lässt. Das Kind hat keine Vergangenheit, also hat es auch nichts zubedauem. Die Zukunft sieht es stets in fröhlichen Farben. Das Kind ist intuitiv enthaltsam. Sex hat für es keine Anziehungskraft, deswegen wird die höchste Energie in erster Linie für die Entwicklung der Seele und nicht des Körpers verwendet. Wenn das Kind gekränkt wird, empfindet es keinen Hass es weint einfach. Die Seele des Kindes ist den Eltern offen, es ist immer aufrichtig. Aufrichtigkeit macht die Seele schutzlos und führt sie an die Liebe — als denhöchsten Schutz — heran. Ein Kindhat es leichter, jede Kränkung zu verzeihen, da sein Verstand noch nicht entwickelt ist. Eben dieser Verstand kann einen Fehlschlag in eine Katastrophe verwandeln, eine Kränkung in ein schlimmes Verbrechen und einen unerwarteten Verlust in das Scheitern des ganzen Lebens. Es ist so, dass der Mensch selbst das Ausmaß seines Unglücks bestimmt. Das Gefühl der Liebe kann aus jedem Misserfolg und j eder Niederlage einen Sieg machen. Der Verstand dagegen kann jeden Sieg in eine Niederlage verwandeln.
Wissen sie warum? Weil die Liebe uns Energie gibt, und der Verstand sie uns raubt. Die Liebe ist schutzlos wie ein Kind. Göttliche Liebe benötigt keinen Schutz sie ist ewig. Der Verstand ist, ebenso wie der Körper, vergänglich, er wird zerstört werden. Diese Zerstörung kann sehr schnell passieren, was bedeutet, dass er sich schützen muss. Deswegen geht der Verstand immer mit Aggressivität einher. Wenn der Verstand bei Ihnen den ersten Platz einnimmt und die Liebe auf dem zweiten Platz steht, wird es für Sie unmöglich sein, die Aggressivität und die Anbetung der Instinkte zu überwinden. “Also”, wende ich mich an meinen telefonischen Gesprächspartner. “Ich habe Sie noch nie getroffen und weiß nicht, wie Sie aussehen. Ich sehe aber, wie Ihre Seele aussieht, und ich kann Ihnen sagen, wenn Sie es nicht schaffen, sich schutzlos zu fühlen, werde ich Ihnen nicht helfen können. Denken Sie darüber nachundrufen Sie mich in drei Tagen an”.
Er rief nicht mehr an. Noch vor ein paar Jahren hätte ich es mir sehr zu Herzen genommen. Jetzt nahm ich es gelassen. Jeder Mensch hat das Recht zu wählen. Wenn ein Heiler eigene Ressourcen einschaltet, nur um dem Körper zu helfen, kann erder Seele schaden, die durch die Krankheit geläutert werden sollte. Dann wird nicht nur der Heiler darunter leiden, sondern auch seine Kinder. In meinem Leben machte ich zu viele Fehler, dass ich sie jetzt wiederholen könnte. Der Sumpf des menschlichen Glücks und Vergnügens verschlingt uns ständig und unmerklich. Warnsignale in Form von Krankheiten und Unglücksfällen kommen manchmal zu spät, wenn wir schon zu Sklaven unserer Gewohnheiten und vollkommen von unseren Instinkten abhängig geworden sind.
Aus irgendeinem Grund kam mir eine absurde Geschichte in den Sinn, die ich einmal in einer Zeitung gelesen hatte. Ein Ehepaar lebte glücklich fünfzig Jahre zusammen und führ zur goldenen Hochzeit nach Portugal. Sie stiegen in einem Städtchen ab mit einem wunderschönen Blick auf den Ozean, wo die Felsen steil zum Wasser abfielen und man prachtvolle Sonnenuntergänge beobachten konnte. Am zweiten oder dritten Tag blieb die Frau im Hotelzimmer, und der Mann ging sich die Stadt ansehen. Zufällig traf er einen örtlichen Fotografen, der ihm sofort anbot, ihn vor dem Hintergrund der einheimischen Exotik zu fotografieren. Ein paar einheimische Mädchen kamen zu diesem Zeitpunkt zufälligerweise vorbei, und der Fotograf bat sie, sich für das Foto neben dem alten Mann zu stellen. Sie lachten und willigten ein, und das Foto wurde ausgezeichnet. Der Mann ging danach noch ein bisschen spazieren und kehrte dann zum Hotel zurück. Er ging gut gelaunt ins Hotelzimmer und zeigte seiner Frau das Foto. Seine Frau machte ihm plötzlich eine wüste Eifersuchtsszene. Der Mann war schockiert, da seine Frau noch nie zuvor sich etwas Derartiges erlaubt hatte. Die Gemüter erhitzen sich bis zum Unerträglichen, und die Frau lief aus dem Zimmer. Es verging eine Stunde, dann zwei und drei die Frau kam nicht zurück. Auch als es dunkel wurde, kam sie nicht wieder. Am nächsten Tag wurde von der Polizei eine Suche gestartet. Nach drei Tagen fand man ihre Leiche im Meer. Sie hatte Selbstmord begangen, indem sie vom Felsen sprang. Psychisch war diese Frau absolut gesund.
Für einen Psychologen oder einen Psychiater würde dieser Fall als unlösbar erscheinen. Jeder gläubige Mensch dagegen würde intuitiv die Gesetzmäßigkeit dieser Geschehnisse verstehen. Wenn es keine Krankheiten und Unannehmlichkeiten gibt und das System der Hauptwerte sich aus dem geliebten Menschen, der Familie, der Stabilität und der sicheren Arbeit zusammensetzt, wird die Seele früher oder später eine Grenze überschreiten, von der es schwer sein wird, zurückzukehren. Alles, was wir anbeten, hat den Anspruch auf Ewigkeit. Paradoxerweise kann nichts auf dieser Welt ewig sein. Nichts, außer der Liebe.
Eine Seele, die sich an die Stabilität gewöhnt hat, kann es nicht ertragen, wenn ihr Glück und ihre Stabilität verletzt werden und explodiert vor Hass und Entrüstung. Zuerst ist sie empört, gekränkt und voller Missbilligung, wenn ihr physisches, seelisches oder sinnliches Glück beeinträchtigt wird. Dann entrüstet und empört sich die Seele, wenn die Krankheit kommt. Nun wendet sich diese ganze Empörung gegen sie selbst, der Hass wird auf ihr Schicksal und auf sie selbst gerichtet und Selbstmordgedanken keimen auf. Die Vorzeichen dafür sind oft Schwermutund Depression.
Dennoch nimmt der Mensch alles, was geschehen ist, früher oder später an. Einige sterben zwar schon im ersten Stadium, wenn die Unzufriedenheit mit der Welt erst aufkommt. Das sind aber diejenigen, die bereits im Sumpf des menschlichen Glücks versunken sind. Andere erreichen qualvoll und leidend den Moment, für welchen sie die Krankheiten und das Unglück erdulden mussten: Sie spüren die unauflösbare Einheit mit der Urquelle und verstehen den Sinn des Lebens.
Vielen Kranken gab ich den Rat, genau mit diesem Stadium zu beginnen. Dasselbe sagte ich zu der Frau eines Bekannten, die mich nach Jahren telefonisch ausfindig gemacht hatte.
“Mein Mann ist erblindet”, erzählte sie. “Seit drei Monaten kann er nichts sehen. Er hat eine schreckliche Depression und ist auf die ganze Welt wütend. Vielleicht können Sie mit ihm reden und ihn trösten. Wir wissen nicht mehr, was wir tun sollen.”
“Das erste, was man machen muss, ist die Nichtannahme des eigenen Schicksals zu unterbinden, da dies im Grunde
Gotteslästerung ist. Das Schicksal kann man verändern und verbessern, man darf es jedoch nicht hassen. Denken Sie doch einmal nach können wir denn etwas verbessern, was wir hassen und vernichten wollen? Früher oder später wird Ihr Mann diese Situation sowieso annehmen. Also ist es besser, sie jetzt anzunehmen, da er später die Chancen zu ihrer Änderung verliert.”
“Womit kann diese Situation verbunden sein?”, interessiert sich die Frau.
“Auf den ersten Blick hängt sie mit Ihren Enkelkindern zusammen”, sage ich. “Wir haben uns schon so viele Jahre nicht gesehen. Haben Sie inzwischen nicht Enkelkinder bekommen?”
“Ja”, sagt sie erstaunt. “Vor zwei Monaten ist unsere Enkeltochter geboren.”
“Der Charakter des Großvaters, sein Jähzorn, sein zu stark ausgeprägter Gerechtigkeitssinn sind für die Enkeltochter sehr gefährlich. Hass macht bekanntlich blind. Also muss er sein Leben durchgehen und neu bewerten. Er hat die Aufgabe, über seinen eigenen Wandel seine Kinder und Enkelkinder in Ordnung zu bringen.”
“Die Ärzte sind machtlos, kann man ihm denn wirklich helfen?”
“Ja, das istmöglich, aber nur, wenn er sich ändert.”
“Können wir vielleicht in Ihre Sprechstunde kommen? Wir werden ihn zu Ihnen bringen.”
“Momentan halte ich keine Sprechstunden ab”, sage ich. “Er kann aber die Aufzeichnungen meiner Vorträge und Seminare anschauen. Jede Aufgabe wird schrittweise erledigt.”
“Erkanndochnichts sehen!”
Ich zucke mit den Schultern:
“Umso besser: Dann wird ihn mein Gesicht nicht vom Wesentlichen ablenken”.
Nach ein paar Monaten rief er mich an.
“Mein Sehvermögen hat sich wiederhergestellt. Jetzt werde ich ambulant behandelt”, sagte er und fügte nach einer Pause hinzu: “Du kannst dir nicht vorstellen, was ich in diesen drei Monaten durchgemacht habe. Als ob man mir ein schwarzes Paket über den Kopf gezogen hätte. Ich kann nicht glauben, dass das alles passiert ist.”
“Es ist sehr wichtig, wie du das Geschehene betrachtest”, antwortete ich. “Vielleicht wäre es am besten, die Genesung als eine Art Vorschuss anzusehen, den es noch abzuarbeiten gilt. Die Heilung des Körpers ist nur der erste Schritt, der nur vom Anfang der Veränderungen in der Seele zeugen kann. Es ist weitaus schwieriger sich um die Seele zu kümmern, als um den Körper.”
Später las ich das Alte Testament noch einmal und dachte wieder darüber nach, welch vollkommenes Wissen die Menschheit bereits seit einigen Jahrtausenden besitzt. Dabei bin ich auf folgenden Text gestoßen: “Nimm dich in acht und vergiss den Herrn, deinen Gott nicht, missachte nicht seine Gebote, Rechtsvorschriften und Gesetze, auf die ich dich heute verpflichte. Und wenn du gegessen hast und satt geworden bist und prächtige Häuser gebaut hast und sie bewohnst, wenn deine Rinder, Schafe und Ziegen sich vermehren und Silber und Gold sich bei dir häuft und dein gesamter Besitz sich vermehrt, dann nimm dich in acht, dass dein Herz nicht hochmütig wird und du den Herrn, deinen Gott nicht vergisst…”(Deuteronomium 8,11—14)
Früher glaubte ich der Wissenschaft und dachte, dass Tiere keine Seele und kein Bewusstsein haben. Die Fakten bewiesen aber hartnäckig das Gegenteil. Tiere können Arbeitswerkzeuge anfertigen und die Zukunft modellieren, was eine Fähigkeit des entwickelten Bewusstseins ist. Tiere haben ihre eigene Verständigungsweise, die aus Lauten und Gesten besteht und mit deren Hilfe sich das kollektive und das individuelle Bewusstsein bilden. Vor nicht allzu langer Zeit führten Wissenschaftler ein interessantes Experiment durch. Man sperrte zehn Schimpansen-Männchen in einen Käfig ein. Nach einiger Zeit bildeten sie eine klare Hierarchie in ihren Beziehungen. Diese Hierarchie sah der, die unter Gefängnisinsassen üblich ist, sehr ähnlich. Eines der Männchen wurde zum Anführer, zur Autorität, welche die gesamte Gruppe unter Kontrolle hielt. Daneben gab es noch vier “Eckenbosse”, seine Gehilfen, j eder war für eine Ecke des Käfigs verantwortlich. Unter den übrigen fand ebenfalls eine Unterteilung inmehr oderweniger Macht Besitzende statt.
Wo liegt also der Unterschied zwischen Mensch und Tier? In erster Linie in der Religion. Damit der heidnische Ursprungsglaube möglich wurde, mussten die Gefühle und das Bewusstsein eines Lebewesens ein bestimmtes Niveau erreichen. Die Energie der Seele muss dafür ziemlich hoch sein. Im Heidentum beschützt jede Gottheit unterschiedliche Aspekte des menschlichen Glücks und verkörpert eine der wichtigsten Naturgewalten. Zuerst beteten die Urvölker die Naturerscheinungen an: Sie hatten Götter des Waldes, des Flusses, des Regens, der Erde und so weiter. Später erschienen Gottheiten, welche menschliche Instinkte, also die Aspekte des Lebens verkörpern, und Gottheiten, die für das Leben nach dem Tode verantwortlich sind. Nach und nach bildete sich eine komplexe Hierarchie aus Gottheiten, welche die Welt regierten.
Früher oder später kam die Erkenntnis, dass alle Anbetungsobjekte nur die Reflexionen eines höheren Wesens sind. Damit man zur Erkenntnis des obersten Gottes und dann zur monotheistischen Religion kommt, muss man ein viel höheres Niveau der inneren Energie haben. Einfacher gesagt, war es dem Heiden physiologisch nicht möglich, die absolute Einheit des Universums zu ermessen dafür hatte er einfach nicht die Kraft. Es stellte sich heraus, dass der hohe Energiepegel, der uns erlaubt, in allem die Anwesenheit des Einen Schöpfers zu spüren, mit der Notwendigkeit verbunden ist, bestimmte Anforderungen zu erfüllen.
Das hohe Niveau der feinstofflichen Energie eröffnet kolossale Möglichkeiten für die Entwicklung und die Selbstverwirklichung des Menschen als Persönlichkeit, muss dabei aber durch richtige Emotionen, Weltanschauung und Verhalten aufrechterhalten werden. Die ursprünglichen heidnischen Glauben erlaubten den Menschen den Kannibalismus, der von dem weiterentwickelten Heidentum verboten wurde. Da aber die heidnischen Götter die menschlichen Instinkte verkörperten, wurde es nicht für lasterhaft betrachtet, sich diesen Instinkten hinzugeben. So sahen haltlose Anbetung der sexuellen Aspekte des Lebens, Betrug, Diebstahl und sogar Mord in den Augen eines Heiden oft wie Heldentaten aus.
Das jüdische Volk ging sehr mühsam zum Monotheismus über. Dafür musste man die Energie, welche hauptsächlich für den Körper und seine Bedürfnisse aufgebraucht wurde, auf die Ebene der Seele und des Geistes lenken. Man musste den Körper und den Verstand bändigen und ihre Funktionen bremsen. Die Jahrhunderte der ägyptischen Gefangenschaft wurden für das jüdische Volk zu einer solchen Vorbereitung zum Monotheismus. Das war ein langwieriger und qualvoller Vorgang. Das vollkommen unterdrückte und entrechtete Volk lenkte seine ganze geistige Energie auf die Herausbildung des Glaubens an den Einen Gott, und als man genug von dieser Energie gesammelt hatte, wurden die Wunder möglich, die im Alten Testament erwähnt sind.
Oft habe ich mir angesehen, was mit Menschen passiert, deren Energie der Seele infolge von Hass, Groll und unsittlichem Benehmen rapide sinkt. Überall sah ich dasselbe: die geistige und körperliche Degeneration. Nachdem ich zehntausende Fälle analysiert hatte, änderte ich meine Einstellung zu den Texten des Alten Testamentes. In dem, was ich früher für die Drohungen des israelischen Gottes hielt, erkannte ich die Gesetze des Seins.
Wenn ein Tier sich zum Menschen hin entwickelt, ist das ein natürlicher und gesetzmäßiger Vorgang. Wenn aber ein Mensch zum Tier werden will, wird er krank und stirbt. Die Akkumulation der Liebe in der Seele eines Menschen ist ein Prozess, der nicht umkehrbar sein darf. Das Universum ist aus einem Punkt hervorgegangen und bleibt absolut einheitlich auf der feinstofflichen Ebene, zu der wir über die Liebe und die Einheit mit Gott Zugang haben. Das Universum entwickelt sich und dehnt sich aus, und je aktiver sich die Zeit, der Raum und die Materie entwickeln, desto stärker wird die Tendenz der Rückkehr zur Urquelle. Wenn das Niveau des Gefühls der Liebe den primären Impuls erreicht, zieht sich das Universum wieder in einem Punkt zusammen. Somit setzt die Entwicklung
Ich öffne das Alte Testament und nehme die Worte, die ich früher einmal gelesen hatte, j etzt ganz anders wahr.
“Wenn du aber den Herrn, deinen Gott, vergisst und anderen Göttern nachfolgst, ihnen dienst und dich vor ihnen niederwirfst heute rufe ich Zeugen gegen euch an: dann werdet ihr völlig ausgetilgt werden, dass ihr nicht auf die Stimme des Herrn, eures Gottes, gehört habt.” (Deuteronomium 8,19—20)
Der Vorgang der Akkumulation der Liebe ist unumkehrbar. Dafür wird alles andere, was wir ansammeln, zerstört. Letztendlich dient alles der Liebe: unsere Jugend, Schönheit und Energie, unsere Sinnlichkeit, unsere Wünsche und Träume, unser Wille, der Verstand und das Bewusstsein. Auch das Altem und der allmähliche Verlust aller F ähigkeiten, der Schönheit und der Energie, die Anhäufung des materiellen Reichtums und sein Verlust, Freude und Enttäuschungen all das dient ebenfalls der Liebe.
Eine Biene fliegt aus dem Bienenstock und lässt dutzende Kilometer hinter sich auf der Suche nach Blumen, denen sie Nektar und Pollen entnimmt. Aus diesen entsteht dann Honig. Blumen und Gräser welken und sterben ab, der Honig bleibt. Dasselbe geschieht auch mit unserem Leben. Egal was für ein Leben ein Mensch gelebt hat, ob ein glückliches oder nicht, er wird letzten Endes das Allerwichtigste speichern, wozu ihm dieses Leben gegeben wurde. Alles Äußerliche zerfällt, das Wesentliche dagegen wird stärker und entwickelt sich weiter. Damit der Kem sich entwickeln kann, muss die alte Form unbedingt zerstört werden, um der neuen Form Platz zu machen. Wenn der Kem und die Form miteinander verwachsen, bleibt die Entwicklung stehen, deswegen konkurriert die Göttliche Liebe ständig mit allen Formen des menschlichen Glücks. Jede weitere Form füllt mit ihrer Entstehung, Entwicklung und Zerstörung den Speicher der Göttlichen Liebe, welchen die Seele in ihre nachfolgenden Entwicklungszyklen mitnimmt.
Vor kurzem sah ich in einer Zeitung einen interessanten Artikel. Auf der Halbinsel Kola wurde eine übertiefe Bohrung durchgeführt. Es stellte sich heraus, dass die Gesteinsproben, dieausvier Kilometer Tiefeentnommenwurden, in ihrer Zusammensetzung dem Boden des Mondes absolut identisch waren. Das bedeutet, dass der Mond vor nicht allzu langer Zeit (nach den kosmischen Maßstäben natürlich) von der Erde “geboren” wurde. Ich habe bereits geschrieben, dass die Entstehung der Sterne, der Planeten und ihrer Satelliten auf der feinstofflichen Ebene sich nur wenig von der Empfängnis und der Geburt eines Kindes unterscheiden. Die Ergebnisse der modernen wissenschaftlichen Forschung fangen an, dies tatsächlich zu bestätigen. Früher wurde von den Wissenschaftlern angenommen, dass das Universum erkaltet und stirbt. Darüber wurde eine Hypothese des sogenannten stationären Universums aufgestellt. Später kamen Vermutungen auf, dass das Universum sich ausdehnt. Ich denke, dass die Wissenschaftler mit der Zeit verstehen werden, dass im Universum sowohl die Geburtsvorgänge, als auch die Vorgänge des Alterns und des Sterbens stattfinden, wobei Sterben die Rückkehr zur Urquelle bedeutet.
Die aus der Urquelle entstehende Zeit erzeugt die Energie, die das sichtbare und das unsichtbare Universum bildet. Je weiter die Materie sich entwickelt, desto mehr vergeistigt sie sich, desto lebendiger und der Urquelle ähnlicher wird sie. Dieser Vorgang wurde von vornherein einprogrammiert. Auf der feinstofflichen Ebene entstehen Ursache und Wirkung gleichzeitig, dort ist das Universum ein absoluter Punkt, der nicht nur die Zeit, sondern auch den Raum komprimiert. Deswegen ist jedes Objekt, jeder Bereich des Universums holographisch und birgt die gesamte Information über das ganze Universum, über das, was war und was sein wird. Auf der materiellen Ebene ist es möglich, den Ursache-Folge-Verlauf zu verändern, was die Unvorhersehbarkeit der Ereignisse bedeutet. Es ist auch das möglich, was man als den menschlichen Willen bezeichnet. Je tiefer wir in die feinstofflichen Ebenen eindringen, desto weniger sehen wir vom menschlichen Willen und desto stärker kommt das Göttliche zutage. Dort, wo alles Seiende sich zu einem strahlenden Punkt vereint, verschwindet der menschliche Wille zusammen mit der Unvorhersehbarkeit. Ein Blatt kann im Windflattemundsomit Ständigseine Lage verändern, der
Wind kann auch den Baumstamm biegen. Die Wurzel aber bleibt still.
Ich denke nach: Kann ein Mensch, der die noch im Alten Testament dargelegten Gebote verletzt, wirklich gläubig sein? Und verstehe, dass die Antwort darauf bereits vor drei Tausend Jahren gegeben wurde: Nein, er kann es nicht. Derjenige, der seine Instinkte anbetet und sich nicht zügeln will, der zu stehlen und zu betrügen bereit ist, für den Geld und Wohlstand die wichtigsten Werte sind, und Sex und Essen sein wesentliches Vergnügen und seine Hauptunterhaltung ausmachen, ist einfach nicht in der Lage, gläubig zu sein, egal wie er sich selbst bezeichnet.
Auch wenn er jeden Tag in ein Gotteshaus geht und alle Rituale ausführt, auch wenn er sich dort einquartiert, wird ihn das nicht zu einem Gläubigen machen, und seine Seele wird nach wie vor nur durch Krankheiten und Unglück gerettet werden können. Außerdem ist ihm die Zukunft versperrt, da für die Sicherstellung der Zukunft Energie notwendig ist. Diese wichtigste, strategische Energie fehlt aber bei einem Menschen, der die Liebe infolge seines lasterhaften Benehmens verloren hat. Wie viele Menschen auf diesem Planeten rechtfertigten und rechtfertigen immer noch die Verbrechen gegen ihre eigene Seele mit dem Wunsch, ihre Nachkommen zu versorgen, und verstehen dabei nicht, dass sie zwar die Körper ihrer Kinder retten, ihre Seelen aber zerstören! Für den heutigen Tag vernichten sie den morgigen.
Jedes materielle Gut ist erstarrte Energie. Es ist die Form, die ständig vom Inhalt gespeist werden muss. Wenn der Inhalt stirbt, ist die Form dem Untergang geweiht. Die Menschen wissen das seit ein paar Tausend Jahren. Warum rutscht dann die heutige Welt langsam aber sicher zurück zur Götzenanbetung ab? Warum wollen die Menschen die offensichtlichen Anzeichen für die Degeneration und das Aussterben unserer Zivilisationnichtsehen?
Ich denke nach. Mir scheint, dass hier nur eine Antwort möglich ist. Das Neue wird nicht aus dem restaurierten und verbesserten Alten gemacht es kommt als eine neue, reine, strahlende Energie. Dazumuss man bereit sein, daraufmuss
man sich einstellen. Sonst wird es einfach keine Zukunft mehr geben. Da dieses Neue aus der Göttlichen Liebe besteht, wird es nur deijenige annehmen können, der zwar langsam und qualvoll, aber dennoch fröhlich und ohne zu zögern die Liebe zum Schöpfer über alles stellt, und sie auch mit seinem ganzen Wesen empfindet. Für viele ist es leichter zu sterben, als dasselbe zu tun. Vielleicht ist es auch eine Art Glück, dass uns die Möglichkeit zur freien Entscheidung gegeben wurde…
Seminar
Eine kleine Küstenstadt ist von der Frühlingssonne überflutet. Am frühen Morgen gehe ich zum Meer und spaziere am Ufer entlang. Um elf Uhr fangt mein Seminar an, und bis dahin genieße ich die Natur. In allem hier spürt man eine besondere, verborgene Energie.
Früher fielen mir Seminare außerordentlich schwer. Ich ackerte sozusagen mit voller Kraft, weil ich die Menschen aus ihren Problemen herausziehen wollte. Als ich aber im Jahr 2000 fast gestorben wäre, war ich gezwungen, eine einfache Sache zu verstehen: Ich muss nicht ackern. Das müssen meine Patienten tun. Ich muss nur säen. Jeder führt seine Aufgabe aus. Wenn ich Kenntnisse und Erfahrung in der Überwindung eines Problems habe, ist das für den ersten Schritt bereits genug. Meine Aufgabe ist es, das Essen zu servieren, kauen muss jeder schon selbst. Natürlich gibt es keine Liebe und keinen Glauben ohne Opferbereitschaft. Diese Opferbereitschaft darf aber nicht den freien Willen und die Energie in einem Menschen unterdrücken, und die Fürsorge darf ihn nicht verhätscheln. Das Kom wächst aus eigener Kraft, man muss dafür nur geeignete Bedingungen schaffen.
Ich erinnere mich an eine erstaunliche Tatsache, von der ich auf Kamtschatka gehört habe. Beim Fischen erzählte mir ein Freund, dass Amerikaner dort vor kurzem lebende Fische eingekauft hatten.
“Haben sie denn keine eigenen Fische mehr?”, staunte ich. “Das kann ich nicht glauben”.
“Was den Naturschutz angeht, können wir von den Amerikanern noch viel lernen”, lächelte mein Gesprächspartner. “Sie haben ein anderes Problem. Wenn Lachse in ihre Flüsse zum Laichen hineinwanderten, wurden sie von ihnen gefangen und gemolken. Danach wurde der Laich künstlich befruchtet, damit kein einziger Fisch verloren geht. In der Tat sterben viele Fische auf dem Weg zum Laichgebiet. Nun schwimmt der Fisch jetzt in den Fluss hinein und wartet darauf, gemolken zu werden. Es hat sich herausgestellt, dass die Funktion des Laichens schnell verkümmert ist.”
Ich war erstaunt. Über Hunderte Millionen Jahre funktionierte derFortpflanzungsmechanismus bei denFischen einwandfrei und konnte dennoch in nur wenigen Jahrzehnten komplett zerstört werden. Genau nach demselben Schema kümmern sich heute um uns der Staat, die Medizin, Pädagogen und Psychologen. Und dann wundem wir uns, warum bei Männern die männliche Funktion verkümmert und warum Frauen immer männlicher werden. Je weniger Energie ein Lebewesen hat, desto schneller gehen seine Funktionen verloren. Eine hohe Energie erlaubt es einem, weniger von der Umgebung abhängig zu sein und somit in jeder Situation überlebenzukönnen.
Ich gehe die Uferpromenade der kleinen israelischen Stadt entlangundTexte aus demAlten Testament gehenmirdurchden Kopf. Ich denke, dass jemand, der sich zum Monotheismus bekennt, einem Heiden gegenüber immer überlegen sein wird, da seine innere Energie viel höher und umfangreicher ist. Tiere lebenvondem, was ihre UmweltpreisgibtDas wichtigste fursie ist, zu bekommen, zu entreißen, einzuholen und aufzufressen. FürTiereistdasnormal. WieunsdieReiseführerinbeimAusflug zumRotenMeersoschönsagte: “Hierkannmansehr gutfischen. Hier sind alle Raubtiere und fressen einander.” Tiere sind aufdas Bekommen und Verbrauchen eingestellt. Aber wenn es um die F ortpflanzung geht, greift sogar bei ihnen der Mechanismus der Opferbereitschaftunddes Gebens umdie Jungen großzuziehen und vor Gefahr zu bewahren, opfern die Tiereitem freudig ihr Leben. Dieser Opferbereitschaftsmechanismus wurde infolge der Evolution geformt. Es gibt einige Fischsorten, die nach dem LaicheninFlüssennoch 15—20 Jahreweiterleben. In denFlüssen von Kamtschatka gibt es kein Futterdepot, da das Wasser dort kristallklar ist. GleichnachdemLaichenfangendieFischean zu zerfallen sie sterben, damit ihre Kinder überleben können. WennderOpferbereitschaftmechanismus intaktist, wirddie
wird die Nachkommenschaft weiterleben.
Das Opfer kann nicht nur materieller, sondern auch geistiger Natur sein. Die Aufmerksamkeit, das Werben, die Triller, die ein Vogelmännchen für sein Weibchen schlägt, sind ebenfalls ein Opfer, in diesem Fall in Form von Energie. Vor kurzem habe ich gelesen, dass es sogar bei Fliegen etwas Ähnliches gibt: Um das Fliegenweibchen zur Paarung zu bewegen, muss das Fliegenmännchen etwas Essbares als Geschenk mitbringen. Die Arten, die nicht fähig waren, Energie abzugeben und sich um ihre Nachkommen zu kümmern, sind längst ausgestorben.
Auch jede zwischenmenschliche Kommunikation ist ein Opfer. Wie kommuniziert der Mensch? Wenn er einfach nur die benötigte Information von einem anderen Menschen bekommen und dabei nichts als Gegenleistung geben will, wird die Kommunikation scheitern. Wir kommunizieren, um zu lernen, um Erfahrungen auszutauschen, um mit Rat und Hilfe den anderen zu dienen. Dabei geschieht das alles unbewusst. Je mehr Energie wir bei der Kommunikation geben und nehmen können, desto größer sind unsere energetischen Möglichkeiten und desto intensiver entwickeln wiruns. Um opfern zu können, muss man einen Vorrat an Energie besitzen. Je größer die Bereitschaft zu geben bei einem Menschen ist, desto umfassender sind seine Möglichkeiten. Derselbe Mechanismus zeigt sich auch in der Familie. In erster Linie ist eine F amilie dafür da, um Kinder auf die Welt zu bringen, wofür immense Mengen an Energie notwendig sind. Bei vielen von uns ist sie biologisch als Vorrat vorhanden.
Bei einem geizigen, neidischen, eigennützigen und mimosenhaften Menschen werden diese Vorräte schnell aufgebraucht und seine Möglichkeit, eine Familie zu gründen und sich fortzupflanzen, schwindet dementsprechend. Ich erinnere mich an einen Ratschlag, den ich Frauen gab, die Schwierigkeit mit dem Heiraten haben, gab: Lernt zu versorgen und zu geben, versucht alle glücklich zu machen, die euch umgeben. Dabei darf man nicht vergessen, dass das Hauptglück nicht materieller, geistiger oder sinnlicher Natur ist. Das wichtigste Glück liegt in der Fähigkeit zu lieben.
sogar zu den Zeiten, als die Menschen sich wenig von den Tieren unterschieden, wussten sie bereits, dass es ohne ein Opfer keine erfolgreiche Jagd geben kann, und wenn man etwas bekommen hat, wenigstens einen kleinen Teil davon abgebenmuss.
Damit ein Mensch mit feinstofflichen Ebenen, in welchen die Zukunft verborgen ist, in Verbindung treten und somit in gewisser Weise diese Zukunft steuern kann, muss er ein Vorrat an feinstofflicher Energie besitzen, was wiederum die Fähigkeit, ein Opfer bringen zu können, voraussetzt. Ohne den Begriff des Opfers kann keine Religion existieren. Nur deijenige kann die Zukunft beeinflussen, der mit ihr in Berührung treten kann, dafür muss man sich von der physischen Welt lossagen. Ich erinnere mich an eine Episode aus dem Alten Testament, als die Weisen eine Woche lang fasteten und beteten, bevor sie zum König mit ihrem Anliegen gingen. Der König erfüllte ihre Bitte…
Jeder Mensch verspürt die Versuchung, sich zum Tier zurück zu entwickeln. Ein Wasserfass zu durchlöchem und sich an dem Wasserstrahl zu erfreuen macht mehr Spaß, als das Fass zu flicken und es mit Wasser zu füllen. Ausgeben ist angenehmer als verdienen. Unsere Wünsche, unser Wohlstand und alle Vergnügungen sind nicht mehr als der Verbrauch der Energie unserer Zukunft. Diese Energie entsteht ihrerseits aus der Energie der Liebe, die vom Schöpfer kommt. Um diese Energie zu bekommen, ist es nicht genug, vom physischen Aspekt des Glücks Abstand zu nehmen, man muss auch auf das geistige und das sinnliche Glück verzichten.
Die Gebote, die durch Mose erhalten wurden, führten die Menschen aus ihrem halbtierischen Zustand, in dem sie sich damals befanden, heraus und machten sie zu richtigen Menschen. Wenn der Heide einem seiner Götter ein Opfer bringt, bedeutet es für ihn den Schutz des Lebens und des Wohlstands und ist in seinem Unterbewusstsein mit Angst verbunden. Im Judaismus dagegen ist das Opfer einer der Bestandteile des menschlichen Glücks. Die Energieabgabe kann nicht nur den Körper, sondern auch die Seele von Krankheiten reinigen. Der Begriff des Glücks ist für einen
Menschen in erster Linie mit dem Zustand der Seele verbunden. Ein Mensch mit physischen Schmerzen kann glücklich sein. Weitaus schwieriger ist es, mit seelischem Schmerz glücklich zu bleiben. Wenn die Liebe die Seele verlassen hat, wird der seelische Schmerz unerträglich, und dann ist es nicht mehr möglich, glücklich zu sein. Ich erinnere mich an Zeilen aus dem Alten Testament: “Dann ging Tobit seiner Schwiegertochter bis an das Tor vonNüzz’ve entgegen. Er war voll Freude und pries Gott, und alle, die ihn sahen, staunten, dass er wieder sehen konnte. Tobit aber bezeugte ihnen, dass Gott Erbarmen mit ihm gehabt hatte. (Tobit 11,16) Auf Anraten des Engels, der sich unerkannt bei Tobits Sohn aufhielt, bestrich dieser den weißen Star in den Augen seines Vaters mit Fischgalle, und als Tobit die Augen abrieb, konnte er wieder sehen. Der Vater wandte sich an seinen Sohn, und trug ihm auf, die Hälfte aller seinen Reichtümer dem Fremden zu geben. Darauf offenbarte der Fremde seine Identität als Engel und sagte: “Preist Gott und lobt Ihn! Gebt Ihm die Ehre und bezeugt vor allen Menschen, was Er für euch getan hat. Es ist gut, Gott zu preisen und seinen Namen zu verherrlichen und voll Ehrfurcht seine Taten zu verkünden. Hört nie auf, ihn zu preisen. Es ist gut, das Geheimnis eines Königs zu wahren, die Taten Gottes aber soll man offen rühmen. Tut Gutes, dann wird euch kein Unglück treffen. Es ist gut, zu beten und zu fasten, barmherzig und gerecht zu sein. Lieber wenig, aber gerecht, als viel und ungerecht. Besser, barmherzig sein, als Gold aufhäufen. Denn Barmherzigkeit rettetvordem Tod und reinigt vonjeder Sünde. Werbarmherzig und gerecht ist, wird lange leben. Wer aber sündigt, ist der Feind seines eigenen Lebens.”(Tobit 12,6 10)
Ich verlasse die Uferpromenade und biege in die grüne Straße zum Haus, wo das Seminar stattfinden wird, ein. “Was ist die Sünde?”, stelle ich mir die Frage. Das ist der Verlust des Göttlichen in sich. Das ist die Ablehnung der Liebe zugunsten der sinnlichen, geistigen oder materiellen Werte. Wenn bei jemandem der Wunsch, das Geld auszugeben, den Wunsch, es zu verdienen, übersteigt, wird er sich unumgänglich verschulden. Dann wird er sich für B etrug und Diebstahl entscheiden, um das fehlende Geld beschaffen zu können, daraufhin verliert er seineArbeitundkommt ins Gefängnis.
Ein Sünder lehnt die schwierige, manchmal qualvolle, aber immer glückliche Erkenntnis der Liebe ab. Er ist nicht bereit zu geben, sondern nur zu empfangen. Deswegen ist es nur natürlich, dass die Sünde zuVerbrechen und Krankheiten führt. Wenn dieses Schicksal ihm erspart bleibt, verliert er das materielle Glück in Form von Geld und Wohlstand, wird seine Fähigkeiten nicht realisieren können, oder seine Familie wird zerfallen und seine Kinder sterben. Dies geschieht aber nicht immer schnell und offensichtlich. Bei vielen verläuft dieser Vorgang schleichend und fast unmerklich, da sie einen Vorrat an Energie der Liebe aufgespeichert haben. Früher oder später wird diese Tendenz dennoch unerbittlich zum Vorschein kommen.
Der Mensch besteht aus Körper, Geistund Seele. Wenn die geistige Hülle, das heißt, die Bewusstseinsschichten zerfallen, verlässt die Seele den Körper, der stirbt und verwest. Je schwächer die Seele und je mehr sie an Instinkte gebunden ist, desto schneller verwest und zerfällt der Körper des Verstorbenen.
Der Hauptbestandteil der Seele ist mit den feinstofflichen Ebenen, also mit Zukunft verbunden. Jemand, der sündigt, kann lange Zeit die Energie der Zukunft verbrauchen, indem er sie seinen Kindern und Enkelkindern entzieht. Das Prinzip der absoluten Einheit des Universums bedeutet die absolute Verbundenheit zwischen allen seinen Ereignissen und Objekten. Wir haften für unsere Nachkommen und Verwandten, und sie haften für uns. Unsere Emotionen in der Jugend bestimmen die Gesundheit unserer Kinder und Enkelkinder. Es vergehen Jahre und Jahrzehnte, und schon müssen wir ernten, was wir bei unseren Kindern gesät hatten. Und so werden wir krank und sterben, damit wir sie dadurch retten können. Die Medizin versucht mit aller Macht, unsere Körper gesund zu machen, lässt dabei die Seele außerAchtund nimmt unseren Nachkommen somit die Chance, sich weiterzuentwickeln. Der Mechanismus der Vergeltung ist universell. Wenn eine Gesellschaft oder ein Staat die Bürger verziehen, indem sie sie auf geistigen und physischen Konsum einstellen, werden sie unweigerlich degenerieren und zerfallen. Der Sozialismus ist auf der Basis der Idee entstanden, dass die Klugen und die Reichen ausgeraubt werden sollen. Jahrzehnte lang nahm die sozialistische Gesellschaft unentwegt irgendetwas irgendjemandem weg. Ständig mussten neue Feinde gefunden werden, um ihnen das Geld oder das Leben zu nehmen. Somit war die Sowjetunion dem Untergang geweiht.
In China konnten sich die Elemente des Sozialismus in Form des kollektiven Bewusstseins und in gewisser Weise die Priorität der Moral vor dem Geld wahrscheinlich nur deswegen halten, weil die Chinesen ein außerordentlich arbeitsames Volk sind. Die Idee des Konsums konnte in China nicht Fuß fassen, und die berühmte Aussage “ein Jahr Arbeit, zehn Jahre Glück” verlor nach und nach ihre Aktualität, da sie der bereits seit Jahrtausenden bestehenden chinesischen Philosophie widerspricht.
Ich erinnerte mich an ein Interview, das zwei sowjetische Korrespondentinnen in Tokio machten. Unsere Mädchen, die vor Glück, im Ausland sein zu können, fast vergingen, fragten einen älteren Japaner:
“Sagen Sie mal, sind Sie wirklich ein Millionär?”
“Ja, das stimmt”, nickte der grauhaarige Alte.
Danach folgte eine, für den sowjetischen Menschen absolut typische Frage:
“Wenn Sie so viel Geld haben, warum arbeiten Sie dann noch?”
Der Japaner zuckte mit den Schultern und lächelte:
“Weil ich die Arbeit liebe und weil Geld für mich nicht alles, sondern nur ein Arbeitsmittel ist. Ich möchte mich selbst weiterentwickeln, mein Geschäft ausbauen und halte das für normal.”
Viele Jahrhunderte und sogar Jahrtausende lang bedeutete das Glück für die Mehrheit der Menschen die Abwesenheit von Konflikten und Problemen. Glück ist, nichts tun zu müssen, nicht zu arbeiten. Warum? Weil Abgabe von Energie immer unter Zwang geschah. Der Mensch musste ständig etwas verlieren, krank werden, sterben. Jedes Opfer war erzwungen und es war sehr schwer zu glauben, dass die Opferbereitschaft einen glücklich machen kann. Die Zivilisation entwickelte sich aber weiter und vor ein paar Jahrtausenden entstand in Indien die Auffassung, dass das Glück nicht in der Erfüllung der Wünsche sondern im Verzicht daraufbestehen kann.
Im Alten Israel änderte sich das Verhältnis zum Reichtum und dem menschlichen Glück. Es stellte sich heraus, dass das Ziel und der Sinn des Lebens nicht in der Anhäufung von Geld und Besitztümern sein können. Das Streben nach dem Schöpfer und die Liebe zu Gott wurden als Hauptprioritäten anerkannt. Dafür wurden nicht nur Opfer in Form von Ziegen, Schafen und Stieren verlangt. Den Zorn und den Hass auf einen anderen Menschen zu zügeln, ist ebenfalls ein Opfer. Eine Witwe nicht zu bedrängen und einem Fremden Unterkunft zu gewähren, einen Blinden oder Behinderten nicht zu verhöhnen, den Tagelöhner rechtzeitig zu bezahlen das alles ist ebenfalls ein Opfer.
Das von den 612 Geboten des Judaismus vorgeschriebene moralische Verhalten half den Menschen, ihre tierischen Begierden und Instinkte zu zähmen, die Tendenz zum reinen Konsum zu überwinden und das Niveau der inneren Energie anzuheben. Ein sittsamer Mensch wird immer stärker als ein lasterhafter sein, und in dem Kampf gegen den letzen gewinnen. Es kann passieren, dass er heute verliert, in der Zukunft wird er immer der Gewinner sein. Das Gesetz der Energieabgabe ist universell und gültig für ein jedes Lebewesen.
Eine Frau aus Japan erzählte mir mal eine interessante Geschichte. Eine der beliebtesten japanischen Speisen sind Aale, die aus China in riesigen Zisternen eingeführt werden. Leider ging der größte Teil der Aale während des Transports ein. Die Fachleute zerbrachen sich lange den Kopf, um die Ursache dafür zu finden: Sie untersuchten die Wasserzusammensetzung, das Vorhandensein von Infektionen, aber alles entsprach der Norm. Trotzdem starben beim Transport an die zwei-drei hundert Aale von fünfhundert. Irgendj emand gab den Ratschlag, in diese Zisternen Piranhas reinzulassen. Man hat es versucht. Die Piranhas jagten die Aale und fraßen ein paar von ihnen auf. Aber von den übriggebliebenen ging keiner mehr ein. Also starben diese Aale vorher einfach an Trübsal, Schwermut und Depression. Ihre Energie sank und sie gingen daran ein. Als aber ein Problem aufgetreten ist, dass sie zum Überleben und zur Flucht zwang, mussten sie Energie abgeben und blieben am Leben.
Die Psychologen können nicht verstehen, warum die amerikanische Nation unter Depressionen leidet, wobei es immer häufiger zum Mord, zur Gewalt und zum Familienzerfall führt. Gleichzeitig zeigt die Statistik folgendes: Die USA stellen 20% der Weltproduktion her und konsumieren gleichzeitig 40%. Sie bezeichnen sich selbst als Konsumgesellschaft. Nebenbei gesagt können Amerikaner sehr gut arbeiten. Öfter sogar besser als die Europäer, geschweige denn die Russen. In einem Stahlwerk in Russland sind beispielsweise 25 000 Beschäftigte tätig, in Amerika sind es 3 000. Außerdem ist die Leistung des amerikanischen Werkes, das heißt die Menge der hergestellten Ware, um zwei Mal höher als in Russland. Dennoch ist die innere Ausrichtung auf den Konsum bei Amerikanern um einiges höher und die Eigennützigkeit der Seele um einiges stärker. Äußerlich ist die Wohltätigkeit weit verbreitet, dennoch wächst der innere Egoismus. Die Seele des durchschnittlichen Amerikaners ist mit dem Wohlstand verwachsen, seine ganze Energie wird für die Erfüllung der Wünsche verwendet, die seine sinnlichen, geistigen und physischen Bedürfnisse befriedigen. Deswegen erlebt ihre Sprache eine rapide Vereinfachung, indem aus ihr die Ausdrücke verschwinden, die den seelischen Zustand des Menschen wiedergeben. Deswegen wird es möglich, eine satanistische Kirche zu registrieren und ihre Rituale abzuhalten.
Der Verlust der Liebe führt zur Abschwächung der Geistigkeit. Je weniger Energie die Seele besitzt, desto wichtiger wird die materielle Welt. Die amerikanische Gesellschaft fing ihre Entwicklung mit der Vernichtung der Indianer und der Aneignung deren Landes an. Im Verlauf ihrer weiteren Entwicklung wurden Sklaven aus Afrika eingeführt und räuberisch ausgebeutet. Einen weiteren Entwicklungssprung machten die Vereinigten Staaten, als sie Fachkräfte aus aller Welt in ihr Land holten. Kultur und Wissenschaft wurden somit konsumiert und nicht selbst erschaffen. Wahrscheinlich hat sich dieses Konsumdenken im Unterbewusstsein und in der Erbanlage der gesamten Gesellschaft verankert. Und obwohl sich auch viele positive Tendenzen in der amerikanischen Kultur und Weltanschauung abzeichnen, befinden sich die Gesellschaft und der Staat in einer Sackgasse.
Wie ich gehört habe, sagte die Seherin Wanga voraus, das die USA bis zum Jahr 2015 von der politischen Weltkarte verschwinden. Das, was heute mit der amerikanischen Wirtschaft und Politik geschieht, kann man mit einem Satz aus dem Film “Apokalypse Now” beschreiben: “Dieser Mensch ist körperlich absolut gesund sein physischer Zustand ist einfach ausgezeichnet, auch psychisch ist er absolut gesund sein Verstand ist scharf und klar, seine Seele aber hat den Verstand verloren.” In den letzten Jahren wurde in der Außenpolitik der USA eine katastrophale Tendenz immer deutlicher: die Bereitschaft, alle moralischen Normen zu verletzen, um die wirtschaftliche und politische Überlegenheit, also ihren materiellen Vorteil zu erreichen. Das geht so weit, dass sogar allgemein anerkannte Weltabkommen und völkerrechtliche Normen dabei verletzt werden.
Das Alte Testament weist uns darauf hin, dass ein unmoralischer Mensch keine Zukunft hat. Eine sittenlose Gesellschaft oder ein sittenloser Staat sind dem Untergang geweiht. Das erste Anzeichen für die Degeneration ist unethisches Benehmen. Wenn die Seele stirbt, sind Geist und Körper ebenfalls verdammt.
Es scheint sehr einfach, wieder sittlich werden zu können. Aber ohne Liebe in der Seele ist es unmöglich, sittlich zu sein. Das erfordert sehr viel Kraft und Energie. Ein Monotheist ist sittlicher als ein Heide, weil seine Seele um einiges entwickelter ist. In manchen Fällen kann Sittenwidrigkeit nicht das erste, sondern einfach ein weiteres Anzeichen der Degeneration sein.
Für gewöhnlich gehen die Probleme der Seele auf den Geist und den Körper über, und die zahlreichen Krankheiten und Unannehmlichkeiten zwingen den Menschen dazu, sich um seine Seele zu kümmern und sich so unterbewusst der Liebe zuzuwenden, die dann der Seele wieder die notwendige Lebenskraft zufuhrt. Wenn man sich ständig verstärkt um den Körper kümmert, seine Fähigkeiten weiterentwickelt und den Verstand schärft, kann der seelische Zerfall unauffällig werden. Ein gut trainierter und gestählter Körper und ein starker Geist können zwar lange durchhalten, werden aber sofort zusammenbrechen, wenn der seelische Zerfall eine bestimmte Grenze überschritten hat.
Die Vereinigten Staaten überschreiten gerade die Grenze der Missachtung moralischer Gesetze. Die Sowj etunion zeigte schon in ihrer Anfangszeit ebensolche Tendenzen: absolute Sittendemokratie, Nudistenparaden auf dem Roten Platz, eine Satzung des kommunistischen Jugendverbands, die für die weiblichen Mitglieder die Vorschrift enthielt, sich den männlichen Mitgliedern, die ihren Mitgliedsbeitrag geleistet hatten, auf ihr erstes Verlangen hinzugeben. Die Bolschewiken vernichteten begeistert sittlich-religiöse Gebote und gesellschaftliche Moral. Friedrich Engels war wohl nicht zufällig an einem Krebstumor gestorben, der sein Gesicht verunstaltete. Von ihm stammt ja die Aussage: “Es kann keine Rede von Moral und Ethik sein, wenn es um die Interessen des Proletariats geht.”
Die Kommunisten waren fest davon überzeugt, dass die Seele vom Körper und von der Umwelt abhängig ist, und dass, wenn sie diese Seele zerstören und neue Bedingungen schaffen, sie eine neue Seele und neue Moral erschaffen können. In gewisser Weise hatten sie da Recht. Die physische und die geistige Komponente eines Menschen sind in der Tat von der Umwelt abhängig. Der Mensch wird jedoch nicht nur von der sichtbaren, sondern auch von der unsichtbaren Welt beeinflusst.
Die Kommunisten erschufen eine neue Gesellschafts- und Wirtschaftsstruktur, eine neue Ethik zu erschaffen ist ihnen allerdings nicht gelungen. Das Mitgefühl für den anderen wurde immer schwächer und so war man gezwungen, dem moralischen Verfall irgendwie entgegenzuwirken. Man versuchte die Institution Familie, die zuvor von den kommunistischen Ideologen zerstört wurde, zu retten und zu stärken. So war man gezwungen, sich an die Gebote zu erinnern und Unzucht, Diebstahl und Prinzipienlosigkeit zu bekämpfen.
Das heutige Russland erntet bis heute die Früchte dieser sittenlosen Zeit. Die Götzenanbetung und die Anbetung der eigenen Instinkte sind sehr eng miteinander verbunden. Die kommunistische Gesellschaftsordnung sagte sich vom Glauben an Gott los und machte eine glückliche Zukunft zum Anbetungsobjekt. Der Staat verriet und vernichtete seine Bürger, Feldherren schickten zehntausende Menschen in den sicheren Tod, der vermeidbar gewesen wäre, wenn sie nur bereit gewesen wären, ihre eigene Position zu riskieren. Ein solches Verhalten hat sich in der Sowjetunion lange Zeit fest etabliert. Die Seele ohne Liebe hat auch kein Mitgefühl. Wenn sich ein solcher Mensch zwischen dem Leben mehrerer Dutzend Millionen Menschen und seiner eigenen egoistischen Aufgabe entscheiden muss, wird er, ohne zu zögern, jeden in den Tod schicken. Karl Marx und Friedrich Engels waren dazu bereit. Mitglieder der konspirativen Vereinigung “Narodnaja Wolja” verhielten sich genauso auf diese Weise, wie auch Terroristen. Lenin, StalinundHitler handelten so.
Wenn ein Mensch nicht die Liebe, sondern das Geld und materielle Güter anbetet, ist er bereit zu rauben und zu morden. Wenn er sich von der Liebe zugunsten irgendwelcher Ideale und Ziele lossagt, ist er bereit, Millionen von Menschen umzubringen. Die geistigen Güter verdrängen die Liebe und fuhren viel schneller zu ihrem Verlust als die materiellen. Im Prinzip hat die ganze Menschheit die tödliche Grenze bereits erreicht.
Ich erinnere mich an die Rede von Mao Zedong, die er im Jahr 1958 gehalten hatte. Obwohl ich schon früher davon gehört hatte, las ich erst vor kurzem den ausführlichen Bericht darüber in einer Zeitschrift. Mao Zedong kam zu dem Entschluss, dass für den endgültigen Sieg des Kommunismus auf der ganzen Welt die Entfesselung eines Atomkriegs notwendig wäre. Zwar sollten dabei zwei Drittel der Menschheit höchstwahrscheinlich sterben, dafür hätte das am Leben gebliebene Drittel den vollkommenen Sozialismus errichtet. Ich denke, dass er mit diesem übriggebliebenen Drittel das große chinesische Volk meinte.
Der führende Vertreter der italienischen Kommunisten Palmiro Togliatti stellte die Frage: “Und welche
Überlebenschancen hat, ihrer Meinung nach, das italienische Volk?” Mao Zedong lächelte herablassend und zuckte mit den Schultern: “Ich denke, dass kein Italiener überleben wird, da das italienische Volk für die Geschichte nicht von großer Bedeutung ist.”
Wenn solche Äußerungen von einer Hausfrau in der Küche kommen, spricht es davon, dass die Gesellschaft krank ist, weil sie nicht in der Lage ist, ihre Bürger zu erziehen. Wenn aber der Führer eines Landes solche Aussagen tätigt, bedeutet dies, dass die ganze Menschheit krank ist. Sie leidet am Verlust der Liebe, an Gleichgültigkeit und am Gefühl der Überlegenheit.
Der Mensch hat zwei Blutkreisläufe: Arterielles Blut vermischt sich nicht mit dem venösen. Amphibien haben nur einen Blutkreislauf und fühlen sich ausgezeichnet. Manchmal kommen Kinder mit einem Herzfehler zur Welt die Scheidewand in den beiden Vorhöfen des Herzens ist nicht richtig zugewachsen und weist ein Loch auf. Dann vermischt sich das arterielle und mit dem venösen Blut, das Kind droht zu ersticken und läuft blau an. Ohne eine komplizierte Operation wird es nicht überleben. Jede physische und psychische Überlastung kann für es tödlich sein.
Die Rückkehr zum tierischen Zustand ist für den Menschen fatal. Ebenfalls fatal ist für den Monotheisten die Rückkehr zur Götzenanbetung. Davon ist die Rede in fast jedem Kapital des Alten Testaments. Trotzdem rutscht die heutige Zivilisation allmählich zur Götzenanbetung ab und übersieht dabei hartnäckig die Zeichen von Oben, die uns keineswegs Gedeihenund Wohlstand verheißen.
“Vielleicht ist das ebenfalls eine gesetzesmäßige
Erscheinung”, denke ich. “Alles wird geboren, lebt und stirbt. Auch Ideen und Religionen. Je mehr ein Mensch von seinen Instinkten Abstand nehmen kann und je intensiver er nach Gott in seiner Seele sucht, desto stärker ist seine geistige Komponente. Umgekehrt werden der Körper und seine Instinkte umso wichtiger, je schwächer der Geist ist.” Die Frau ist ein Symbol für den Körper und das Leben, deswegen nehmen Frauen heute immer mehr die führende Position ein.
Wieder kommen mir Zeilen aus dem Alten Testament in Erinnerung: „...Adam… zeugte einen Sohn, ihm gleich und nach seinem Bilde, und nannte ihn Set.” (Genesis 5,3) Und weiter: “Im Alter von 105 zeugte Set Enosch.” (Genesis 5, 6) Was hat das zu bedeuten? Warum wird hier keine Frau erwähnt? Weil eine Geburt ein Akt der Fortpflanzung des Geistes und nicht des Körpers war. Die Mutter gab ihrem Kind den Körper, aber das Wichtigste, was einen Menschen ausmacht seinen Geist bekam es vom Vater. Das Göttliche und das Geistige nahmen den ersten Platz ein, das Materielle wurde nichtmal erwähnt.
Heute beobachten wir ein gegensätzliches Bild: Frauen in Israel haben viel mehr Rechte als Männer, und die Nationalität wird nicht nach dem Vater, sondern nach der Mutter bestimmt. Das heißt, dass Juden nur von der Frau geboren werden, und es scheint so, als ob der Vater damit überhaupt nichts zu tun hätte. Diese Krise zieht nicht nur im Judaismus, sondern auch im Christentum herauf. Auch im Islam findet dieselbe Entwicklung statt, allerdings in geringerem Ausmaße. Länder, wie Indien, China und Japan haben aufgrund ihrer Traditionen lange durchgehalten. Die Krise ereilte sie erst vor kurzem.
Die kolossalen Errungenschaften der heutigen Zivilisation erfordern einen enormen Aufwand an geistiger Energie. Der Verbrauch der Energie wächst ständig. Die Seele kommt nicht nach, ihre Energiereserven über die Liebe aufzustocken. Woher soll man die Energie nehmen, wenn keine Liebe vorhanden ist? Der Ausweg wurde gefunden Freisetzung der Energie über die Zerstörung der Seele. Da die Kapazität der Seele tausendfach die Kapazität des Körpers und des Bewusstseins übersteigt, kann dieser Vorgang verhältnismäßig lange dauern. Früher oder später geht diese Energie dennoch zu Ende und reicht nicht mehr für die Familie, für die Kinder, die geboren werden sollen und für ein sittsames Verhalten. Plötzlich gibt es immer mehr Homosexuelle und Perverse, Familien zerfallen und Frauen können keine Kinder zur Welt bringen. Die Schlussfolgerung ist denkbar einfach. Das Niveau der modernen Zivilisation erfordert viel mehr Energie, als die götzenanbeterische Weltanschauung sicherstellen kann. Deswegen vernichtet die heutige Zivilisation nicht nur die Kultur, sondern auch sich selbst. Je mehr Möglichkeiten der Mensch hat und je unmoralischer er ist, desto weniger Überlebenschancen hat die heutige Menschheit.
Unglücklicherweise nimmt die Anzahl der Menschen mit einer ähnlichen Denkweise immer mehr zu. Das Bewusstsein und die Fähigkeiten werden rasant perfektioniert. Das bringt Geld und Vorteile. Mit Moral dagegen lässt sich meistens kein Gewinn erwirtschaften. Zumindest kann man nicht mit einer sofortigen Rendite rechnen. Die moderne Welt lebt vom Geld und seinem schnellen Umschlag. Alles, was heute oder morgen kein Geld bringt, wird schonungslos verworfen. Das größte Geld kann man mit Lastern machen, wobei man die menschlichen Instinkte und Begierden zuerst anheizt und dann befriedigt. Je mehr sich der Mensch zum Heiden zurückentwickelt, desto mehr wird er verbrauchen wollen und desto mehr kann man ihm verkaufen.
Die heutigen Wirtschaft und Kultur müssen in einer Welt überleben, in der das Geld zum Eckpfeiler gemacht wurde. Die Qualität eines Buchs oder eines Films wird durch die Auflage oder den Erlös bestimmt. Unzucht und sittliche Verbrechen wurden zur Einnahmequelle. Ein Schüler in England erschießt seine Klassenkameraden, und schon stehen Reporter bei ihm Schlange, da man ja ein Interview mit ihm veröffentlichen, ein Buch schreiben und damit viel Geld verdienen könnte. Moralische Werte als Kriterium für die Bewertung der menschlichen Tätigkeitverschwinden. Die Hauptmaßstäbe für den Erfolg eines Menschen sind die von ihm verdiente Geldmenge, der von ihm mit allen Mitteln erkämpfte Bekanntheitsgrad, seine Popularitätsquote und die Aufmerksamkeit, die er geschafft hat, auf sich zu ziehen.
Große Aufmerksamkeit und gesteigertes Interesse bringen viel Geld. Sogar bei uns in Russland geben sich junge Sängerinnen als Lesben aus, um die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Das Laster triumphierte nur aus einem Grund: Statt Liebe und Moral wurden Berühmtheit und Geld zu Tugenden. Wenn in den ersten Jahrhunderten des Christentums die Menschen die Liebe anbeteten, beteten sie vor dem Beginn der Renaissance die Schönheit an. Noch ein paar Jahrhunderte später wurde bereits die Sexualität angebetet und vor einigen Jahrzehnten wurde sie von der Pornographie abgelöst. Es scheint, als ob wir die Grenze überschritten hätten, ab welcher es kein Zurück mehr gibt. Die Seele der Menschheit ist krank und zwar von Grund aus. “Wir werden sehen, was weiter kommt”, denke ich.
Das Singen der Vögel und der Lärm der vorbeifahrenden Autos lenken mich von meinen Gedanken ab. Ich gehe über die Straße und komme am örtlichen Markt an. Ich erfreute mich schon immer an der unglaublichen Fülle von Obst, Kräutern und Gemüse südlicher Märkte. Das hiesige Volk ist sehr fleißig und schaffte es, das sonnenverbrannte Wüstenland in eine Oase zu verwandeln. Es wäre schön, wenn man dasselbe mit der Seele machen könnte. Ich habe erfahren, dass es inkorrekt ist, die Einwohner Israels als Israeli zu bezeichnen. Es ist verboten, im Pass “Israeli” zu schreiben, weil dadurch alle anderen Juden, die auf der ganzen Welt zerstreut sind, psychologisch abgeschnitten wären und es keine Einheit mehr gäbe. Deswegen gibt es in Israel Juden, Araber und andere Nationalitäten.
Ich erinnere mich, als wir einmal in einem Restaurant saßen und ich mir flüchtig das Energiefeld unseres Kellners angeschaut hatte. Ich sagte zu ihm, dass er ein starkes Selbstvemichtungsprogramm habe. Er benahm sich etwas merkwürdig, ein wenig liebedienerisch, oder vielleicht einfach nur unsicher. Meine Bekannte, die neben mir saß, erklärte mir, dass der Junge einfach Komplexe habe, weil er kein Jude, sondern ein in Israel lebender Araber und somit quasi ein
Das heißt, dass hier die Menschen sich nach dem heidnischen System der Nationalität, der Konfession und der Passeintragung vereinen und der Wunsch aller Juden, als ein einheitliches Volk auf der ganzen Welt bestehen zu bleiben, zu ernsthaften Problemen im Staat Israel selbst führt. Dieses Problem kann den Staat sprengen, weil die Araber dort bereits 25% der Bevölkerung ausmachen. Irgendwie wurde vergessen, dass ein Jude zu sein, keine Nationalität, sondern ein Glaubensbekenntnis bedeutet, und dass jeder zu einem Juden werden kann, wenn er den Judaismus annimmt. Das Wichtigste muss also die Einhaltung der Gebote und der Glaube an Gott sein. Wenn die Menschen sich nicht über die Göttliche Liebe und die Bereitschaft, die Gebote zu befolgen, sondern über die Sprache, die Nationalität und das Territorium vereinen, werden im Inneren unweigerlich Konflikte und immer stärkere Widersprüche anwachsen.
Jede Entwicklung geschieht über die Einheit und den Kampf der Gegensätze, aber nicht immer entwickeln sich die Gegensätze in einem Konflikt weiter. Wenn keine gemeinsame Sprache gefunden werden kann, vernichten sie sich gegenseitig. Je weniger innere Energie vorhanden ist, desto weniger Chancen gibt es für die Entwicklung und Aussöhnung der Gegensätze und für ihre Vereinigung in einer neuen Eigenschaft. Wenn die Energie nur für das eigene Überleben und für die Sicherstellung eigener Bedürfnisse ausreicht, kann sie dann noch für die Bildung der Beziehungen, das Verständnis, den Kompromiss abgezweigt werden? Natürlich nicht! Deswegen ist ein Heide nicht in der Lage zu verzeihen er muss seinen Beleidiger töten, sich an ihm rächen. Ein Staat, in dem Geld, Wohlstand und die Interessen der Klans oder der Nationalitäten die Menschen vereinten, wird zuerst langsam innerlich eingehenund dann schließlich äußerlich zerfallen.
Eine absolute ethische Lähmung brachte Russland vor circa zehn Jahren an die Grenze des Zerfalls. Ein habsüchtiger und eigennütziger Mensch kann nicht weise sein, aber unsere letzten Regierungschefs wiesen genau diese Eigenschaften auf. Der neue Präsident, der im Jahr 2000 gewählt wurde, unterschied sich von Grund auf von seinen Vorgängern.
Sklavische, götzenanbeterische Gesinnung, Prinzipienlosigkeit und verräterisches Handeln gegenüber dem eigenen Volk waren ihm nicht eigen. Er besaß nicht die klassische Denkweise eines sowjetischen Menschen. Die Tatsache, dass zum ersten Mal seit Jahrzehnten das Staatsoberhaupt ein gläubiger und anständiger Mensch war, erlaubte nicht nur, das Land vor dem Zerfall zu bewahren, sondern es auch aus der schwersten wirtschaftlichen und politischen Krise zu führen. Die Lähmung der Moral führt früher oder später zur Lähmung der Politik und der Wirtschaft, und umgekehrt ist es genauso.
Um auch weiterhin überleben zu können, muss Russland nicht nur die Interessen der Wirtschaftsregionen und der Nationalitäten, sondern auch die Vertreter unterschiedlicher Religionen vereinen. Das Problem liegt darin, dass eine mechanische Zusammenfügung nichts bringen wird. Ein Priester machte darüber eine sehr treffende Aussage: “Jede Religion ist wie eine bestimmte Farbe. Jede für sich ist strahlend schön. Wenn man sie aber alle vermischt, kommt dabei nur Dreck raus.” Ich denke, dass ist absolut richtig, wenn die Bewegung fehlt. Das Wesen jeder beliebigen Religion ist das Streben nach Gott, alles andere ist nur ein Mittel, welches diese Bewegung in Gang zu setzen und zu verstärken hilft. Je schwächer das Streben nach Gott in einer Religion ist, desto aggressiver verhält sich diese gegenüber anderen Religionen. Je schwächer der Inhalt, desto aggressiver die Form. Wenn man auf einem Kreis alle Farben des Sonnenspektrums anbringt und ihn dann sehr schnell dreht, verschmelzen sie zum reinen Weiß. Dieses Experiment ist bereits den Grundschülem bekannt. Solche Religionen, wie Judaismus, Islam, das katholische und das orthodoxe Christentum gehen von den Zehn Geboten aus, die seit Jahrtausenden bekannt sind. Wenn für j eden Menschen die Liebe zu Gott und das Befolgen der Gebote, welche die Liebe in der Seele zu entwickeln helfen, am wichtigsten werden, vereinigen sich alle Religionen in Russland auf einer Ebene, die höher als jede beliebige Religion ist. Und es sieht so aus, dass Russland gezwungen sein wird, diesen Schritt zu tun: Eine andere Überlebenschance für die Menschheit ist nicht
absehbar.
Genüsslich atme ich den Geruch der orientalischen Gewürze ein. Ich sehe aufgestapelte junge Knoblauchtriebe. Übrigens in Indien darf ein Mensch, der erleuchtet werden möchte, keinen Knoblauch essen. Ich verstehe auch warum. Die Energetik des Knoblauchs ist sehr stark, er unterdrückt somit die höheren Bewusstseinsebenen und vermindert quasi die Geistigkeit. Da ich aber nicht mit einer Erleuchtung rechne und das Thema der Prinzipienreiterei und der Gerechtigkeit bei mir noch nicht überwunden ist, kaufe ich mit Vergnügen ein paar Knoblauchzwiebeln. Alles andere werde ich später kaufen. Jetzt muss ich zum Seminar. Nur ein paar Häuserblocks trennen mich noch von dem Platz, wo ich mich mit meinen Lesern treffen werde.
Liebestest
Zehn Minuten später betrete ich eine kleine Aula, die sich in dem Gebäude der örtlichen Synagoge befindet. Früher stellte ich eine Videokamera auf, um meine Seminare aufzunehmen, dann hörte ich damit auf, weil jedes Mal, wenn ich mich zu einer kritischen Äußerung über den Judaismus hinreißen ließ, im Raum das Licht ausging und die Kamera zu arbeiten aufhörte. Später stellte sich heraus, dass das Licht im ganzen Häuserblock erlosch. Weil man nicht in der Lage war, das Licht sofort einzuschalten, musste ich das Seminar ohne die Videoaufhahme fortführen. Allerdings gab es beim letzten Mal keine Kamera, und das Licht blieb an.
Mein heutiger Vortrag ist der Zukunft und den Fähigkeiten gewidmet, die ein Mensch besitzen muss, um in der nächsten Zukunft überleben zu können. “Eine Krankheit ist Verlust der Energie”, erzähle ich meinen Zuhörern. “Jeder Prozess, der im Universum stattfindet, wiederholt den Entwicklungszyklus des Universums. Die Göttliche Energie eines Menschen wandelt sich in Lebensenergie um, in geistige und materielle Energie. Die Energie eines Menschen arbeitet wie eine Batterie. Wenn der Vorrat aufgebraucht ist, stirbt der Mensch. Je mehr ein Mensch an Essen, Sex und Geld hängt, desto schneller verbraucht sich seine innere Energie. Wie kann man sie wieder auffüllen? Die wichtigsten Mittel hierfür sind eine richtige Weltanschauung und Denkweise. Ich sah oft schwerkranke und sterbende Menschen. Sie hatten keine Energie der Zukunft mehr. Ihr Energievorrat ging in den Minusbereich, das heißt, dass sie bereits die Energie ihrer Kinder verbrauchten. Dieser Prozess musste selbstverständlich aufgehalten werden, deswegen mussten sie krankwerdenund sterben.
Die Begeisterung für die weltlichen Vergnügen, oder, mit anderen Worten, das konsumorientierte Verhalten gegenüber, unserer Umwelt, saugt ziemlich schnell den strategischen Vorrat unserer Kräfte aus. Deswegen sprechen alle Religionen von der Enthaltsamkeit, dem Fasten und dem Gebet. Unsere Weltanschauung verteilt die Energieströme. Der größte Teil davon muss unserem Göttlichen Ich zugeführt werden. Je mehr wir uns auf Gott konzentrieren, desto mehr Liebe werden wir erhalten. Diese Liebe wandelt sich in die Energie der Zukunft um und stellt unser Überleben und das Überleben unserer Nachkommen sicher. Was unterscheidet den Monotheisten vom Heiden? Für den Heiden ist Gott ein Mittel für die Erfüllung seiner Wünsche und für die Festigung seines Wohlstands. Er betet seine Instinkte an und ist deswegen ein vollkommener Konsument. Für ihn ist es das Hauptglück, zu bekommen. Für den Monotheisten ist Gott das Hauptziel, und sein Hauptglück besteht in Freigebigkeit, Nachsicht und in der Fähigkeit, Energie abzugeben. Je mehr Energie der Mensch, der an den Einen Gott glaubt, abgibt, desto mehr bekommt er davon zurück. Für den Heiden j edoch ist der Verlust der inneren Energie unersetzbar, deswegen muss er aggressiv sein, um sich zu schützen.
Erinnern wir uns, was Mose sagte: “Höre, Israel: Der Herr ist unser Gott, der Herr allein! Du sollst den Herrn, deinen Gott, aus ganzem Herzen, aus ganzer Seele und mit all deiner Kraft lieben. Diese Worte, die ich dir heute befehle, seien in deinem Herzen! Auch sollst du sie deinen Kindern einschärfen und von ihnen reden, wenn du in deinem Haus sitzt und wenn du auf dem Wege gehst, wenn du dich niederlegst und wenn du aufstehst.” (Deuteronomium 6,4—7)
Dorthin, wo unser Glück ist, schicken wir unsere Gedanken, Gefühle und Energie, weil Wünsche Energie sind. Da das Universum absolut einheitlich ist, ist der Mensch ein Teil dieser Einheit. Und wenn er behauptet, dass das wichtigste Glück für ihn die Liebe zu Gott ist, und dabei bereit ist, seinen Nachbarn zu bestehlen, wenn er etwas bekommen will, ohne es verdient zu haben, kann er nicht gläubig sein. Im Wort vielleicht, aber in der Tat ist der Hauptstrom seiner Energie auf das materielle Glück gerichtet.
Die Gebote des Judaismus stellten eine radikale
Transformation des menschlichen Bewusstseins sicher. Man muss sich einem anderen gegenüber so verhalten, dass die Liebe nicht getötet wird. Sogar einem Lämmchen, das zum Schlachten vorgesehen ist, muss man eine Möglichkeit bieten, zwar ein kurzes, aber dennoch sein Leben zu leben. Das Neugeborene muss die Energie der Liebe, des Glücks und der Freude ausschütten. Man könnte denken wo liegt der Unterschied, ob das Lämmchen gleich oder erst in einer Woche geschlachtet wird? Den Unterschied gibt es. Man kann ihn als Achtung vor der Seele des Tieres bezeichnen. Die Gebote des Judaismus erlauben uns, die Einheit mit der uns umgebenden Welt zu fühlen. Dadurch entsteht das Empfinden der absoluten Einheit des Universums und seines Schöpfers.
Alle 613 Gebote laufen letztendlich auf die zehn hinaus, die Mose am Sinaiberg erhielt. Das erste Gebot erinnert uns daran, dass Gott eins ist und erlaubt uns, die höchste Energie des Universums zu berühren. Zwei, drei oder mehr Gottheiten befinden sich bereits in Raum und Zeit. Sie stehen in Beziehung zueinander und haben eine Hierarchie. Deswegen ist es egal, wie hoch die Ebene ist, auf welcher ein Heide sich den nächsten Gott vorstellt. Er wird für ihn immer ein Holzgötze bleiben, der nur für die Erfüllung seiner Wünsche nützlich ist. Damit man mit der höchsten Energie in Berührung kommen kann, muss man von all ihren äußeren, materiellen und geistigen Formen Abstand nehmen. Ohne Opferbereitschaft und ohne die Zügelung eigener Instinkte ist esnichtmöglich, diesen Vorgang zu realisieren.
Deswegen wird auch geboten, keine anderen Götter anzubeten. Anbetung von irgendjemandem oder von irgendetwas ist ein Ziel. Man kann einen Götzen, aber auch den geliebten Menschen anbeten. Man kann Geld, Wohlstand, eigene Berühmtheit oder Autorität anbeten. Man kann eigene Geistigkeit, Fähigkeiten und den Verstand anbeten. Aber die Anbetung jedes Objektes unserer Welt führt zur Anhänglichkeit und Aggression. Sie sammelt sich innerlich und zerreißt die Verbindung zu Gott, und dann wird der Mensch oder die Gesellschaft krank und siecht dahin.
Diese Anbetung kann ganz unbemerkt stattfinden. Wenn wir uns den Schöpferin einerphysischen Gestaltvorstellen und ihm menschliche Eigenschaften zuschreiben, wenn wir Ihn in der Hektik des Alltags lieblos und ohne vorher innezuhalten erwähnen, kann in unserem Unterbewusstsein unbemerkt eine Auswechslung geschehen. Ohne es zu ahnen kann ein Monotheist zu einem Heiden werden. Deswegen besagt das nächste Gebot: Du sollst den Namen Gottes nicht missbrauchen. Heute sprechen Wissenschaftler davon, dass im menschlichen Organismus ständig Krebszellen entstehen, die dann entweder sich umgestalten oder vernichtet werden. Wenn der Organismus auf der feinstofflichen Ebene die Einheit verliert, fangen solche Zellen an, zu wachsen und sich zu verselbstständigen. Der Kernpunkt der energetischen Hierarchie ist einfach: den Hauptanteil an Energie bekommt die Seele, dann kommt das Bewusstsein und erst dann ist der Körper an der Reihe. Wenn der Körper die Energie zuerst bekommt, fängt er an, für sich selbst zu leben.
Wie ein weiser Mann sagte: Der Körper ist ein guter Diener, aber ein schlechter Herr. Wenn ein Mensch seine Hauptenergie nicht für die Sorge um seine Seele verwendet und seinen Körper nicht von Zeit zu Zeit bändigt, gerät der Energiefluss im Körper außer Rand und Band und der Körper fängt an, der orientierungslosen Seele Energie zu rauben. Darauf folgen Degeneration und Tod. Der zeitweise Abstand von allen Funktionen des Körpers und des Bewusstseins ist einfach notwendig für das Überleben des Organismus.
Die Zivilisation entwickelte sich rapide in den geographischen Breiten mit deutlichem Temperaturgefälle zwischen Winter und Sommer. Der Mensch musste viel Kraft für seine Lebenserhaltung aufwenden. Im Herbst ging die äußerliche Aktivität zurück, und die Energie wurde für die seelische Entwicklung verwendet. Beim absoluten Überfluss in tropischen Breitengraden dagegen sind Menschen Wilde geblieben. Nur in Indien, im Alten Ägypten und in Israel, wo die Idee des Abstands von den üblichen menschlichen Funktionen vom ganzen Volk angenommen wurde, fand eine rasante geistige Entwicklung statt.
Deswegen schreibt das dritte Gebot vor, regelmäßig alles beiseite zu legen und zu Gott zu beten. Das war für das physische Überleben des Volkes einfach notwendig. Ein Volk mit schwacher Religion und Kultur ist, wie ein Baum mit schwachen Wurzeln, nicht lebensfähig — beide werden nicht lange bestehen. Ein zu mächtiger Baumstamm mit einer zu prächtigen Baumkrone fuhrt aber oft zur Ausmerglung der Wurzeln, und der Baum stirbt bei einem plötzlichen, heftigen Windstoß. Der Baumstamm und die Krone sind unsere Zivilisation, die gerade dabei ist, Religion und Kultur zu vernichten. Das, was von der westlichen Gesellschaft als Demokratie und Materialismus beschrieben wird, ist in der Tat eine einfache, geschickt verschleierte Götzenanbetung.
Das vierte Gebot schreibt vor, die Eltern zu ehren. In seiner ersten Lebensphase ist das Kind von seinen Eltern abhängig und wird von ihnen aufgezogen. Die Eltern zu missachten und zu verurteilen bedeutet, diejenigen abzulehnen, die dich physisch geschaffen haben. Das fuhrt dazu, dass wir uns unterbewusst auch von Dem lossagen, Der uns auf der feinstofflichen Ebene geschafften hat. Die Aggression gegenüber den Eltern, besonders dem Vater, verwandelt sich früher oder später in die Aggression gegenüber Gott und in die Lossagung von Ihm.
Solange dies nur im Kopf, im Bewusstsein geschieht, spüren wir keine offensichtliche Gefahr, da wir mit Gott in der Tiefe unserer Gefühle kommunizieren. Wenn aber das Programm der Gottesablehnung und des Hasses bis zu einer bestimmten Grenze tief in das Unterbewusstsein eindringt, reißt die Zufuhr der feinstofflichen Energie zur Seele ab. Plötzlich läuft alles schief, und das Schicksal geht in die Brüche, Krankheiten kommen eine nach der anderen, Probleme mit der Psyche fangen an, die Seele erfährt grauenvolle Metamorphosen. Oft versteht man nicht, warum das alles geschieht, dabei ist das ein gesetzesmäßiges Ergebnis von dem, was der Mensch selbst oder seine Eltern gesät hatten.
Neulich unterhielt ich mich mit einer Frau, die mir von den Problemen mit ihrem Enkelkind berichtete. Der Junge ist 13 Jahre alt. Er war immer gläubig undbetete eifrig. Oft ging er zur Klagemauer und betete dort. Er war ein normales, kluges und gehorsames Kind. Auf einmal fing er an, seinen Körper mit der Aufschrift “schwarzes Blut” zu tätowieren. Aus heiterem Himmel flammte Hass auf seinen Vater bei ihm auf. Plötzlich erklärte er: “Es gibt keinen Gott. Ich glaube nicht daran, dass es einen Gott gibt. Gott ist Wind, wer hat Ihn je gesehen?” Dann fing dieser Junge an, Stimmen zu hören, die ihm einredeten, der Beste und der Klügste zu sein, und jeden, der ihm widersprechen sollte, mit dem Messer zu erstechen. Der Junge umarmte entsetzt seine Mutter, weinte und bat: “Mama, rette mich, ich verliere denVerstand!”
“Wissen Sie, wodurch diese Situation verursacht wurde?”, frage ich die still gewordenen Zuhörer. “Seine Eltern stritten sich oft, und die Mutter verurteilte ständig den Vater. Obwohl sie ihn liebte und ihm verzieh, missachtete sie ihn und machte ihm dennoch Vorwürfe. Auch während der Schwangerschaft konnte sie ihre Missbilligung nicht unterdrücken. Und jetzt hat ihr armes Kind alle Symptome einer Besessenheit.”
Im Grunde genommen begeht der Mensch, der sich erlaubt, Vater und Mutter zu verurteilen, Selbstmord. Deswegen betont das vierte Gebot, dass man lange leben wird, wenn man Vater und Mutter ehrt. Es gibt noch eine Ursache für eine mögliche Respektlosigkeit gegenüber den Eltern. Das ist die Unlust, sich um sie im Alter zu kümmern und etwas für sie zu opfern. Ein geiziger, neidischer und egoistischer Mensch wird seine Eltern nicht ehren können. Die Schlussfolgerung ist einfach: geizige, neidische und egoistische Menschen leben nicht lange.
Das fünfte, sechste und siebte Gebot sprechen davon, dass man nicht morden, ehebrechen und stehlen darf. Wenn ein Mensch stielt, raubt und tötet, bedeutet das nur eins: Er will nicht die eigene innere Energie entwickeln, um selbst seinen Wohlstand zu mehren. Es ist für ihn einfacher, einem etwas wegzunehmen und ihn zu töten, falls dieser Widerstand leistet. Der Mord aus Eifersucht, Habgier, Eigennutz oder Hass verstärkt das Programm des Konsumierens und der Lossagung von der Liebe nicht nur im Unterbewusstsein dieses Menschen, sondern auch in seinen Nachkommenbis zur vierten Generation. Damit man in der Lage ist, jemanden zu bestehlen, ihn auszurauben oder zu ermorden, muss man sich von der Liebe zum anderen lossagen, da die Liebe uns mit unserem Gegenübervereint.
Ehebruch hat den Genuss zum Ziel. Ein Patient fragte mich vor kurzem: “Wie kann ich feststellen, ob eine Frau mir wirklich gefallt oder nicht?” “Das ist sehr einfach”, antwortete ich. “Wenn Sie das Glühen und die Sehnsucht unter der Gürtellinie empfinden, ist es besser, Ihre Gefühle im Zaum zu halten. Wenn Ihre Augen, Ihr Kopf und Ihr Verstand begeistert sind, empfehle ich Ihnen, ebenfalls abzuwarten. Wenn die Anziehung und die Sehnsucht im Brust- und Herzbereich zu spüren sind, ist es sehr nah an einem wirklichen Gefühl.”
Für die Sicherstellung der Nachkommenschaft wird eine gewaltige Menge an feinstofflicher Energie aufgebraucht. Wenn ein Mensch sich nur sexuellen Genuss zum Ziel setzt, werden die strategischen Vorräte der Seele rapide aufgebraucht. Der Mensch, für den Sex der Hauptgenuss des Lebens ist, verbraucht rasend schnell seinen Zukunftsvorrat, und nicht nur den eigenen, sondern auch den seiner Kinder.
In der heutigen Zeit werden alle Prozesse beschleunigt, und man kann sogar schon sehen, wie ein sexbesessener Mensch homosexuell oder impotent wird. Oft neigen solche Menschen zu Pädophilie. Während der Geschlechtsreifung wird für die hormonelle Umstellung immens viel geistige Energie verbraucht, um den Organismus auf die Fortpflanzung vorzubereiten. Bei einem Kind, das die Pubertät noch nicht erreicht hat, ist diese Energie noch unverbraucht. Dem Pädophilen fehlt diese Energie bereits, deswegen betreibt er im Grunde genommen Energievampirismus. Warum sind Pädophile oft sadistisch und bereit, ihr Opfer zu töten? Weil ein Mensch, der sich fürchtet oder stirbt, gewaltige Mengen an Energie ausstößt, von der sich der pädophile Vampir “ernährt”. Deswegen wird Lüsternheit in keiner Weltreligion gebilligt. In den götzenanbeterischen Kulten dagegen wurde sie als eine Tugend verehrt. Unzucht geht immer Hand in Hand mit Grausamkeit und Mord. Man denke nur an den römischen Kaiser Caligula.
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